Trösten wir uns mit Mehlknödeln und Stöcklkraut
So. Jetzt wird mir lang nicht mehr fad. Eben ist ein Kochbuch auf meinem Schreibtisch gelandet. Ach! Was sag ich! Das ist kein Kochbuch. Das ist eine Perle, eine Überlieferung, eine kulinarische Wohltat, ein Schwelgen in Erinnerungen und ein funkelnder Ausblick in die Zukunft. „Koch-Duett“heißt es. Verfasst von Elisabeth Grabmer und ihrem kongenialen Sohn Clemens. Es ist das perfekte Antidepressionskochbuch. Denn hier geht es um herzerwärmende Gerichte und kreative Ausflüge.
Seit Jahrzehnten schon wünschen sich die Stammgäste der Waldschänke bei Grieskirchen ein Kochbuch von Elisabeth Grabmer. Das liegt an ihren Gerichten. Die nehmen einen gefangen. So wie sie von der Küche gefangen genommen wurde. Denn begonnen hat sie eigentlich im Service. Erst als sie hochschwanger war, wechselte sie an den Herd. „Heute wäre das rechtlich nicht mehr möglich“, sagt sie. Aber damals sei es in der Küche für eine Hochschwangere eben leichter gewesen als im Service. Einmal durfte ich ihr eine wunderschöne Nachricht überbringen. Der „Guide Michelin“erweiterte sein Programm gerade mit einer Österreich-Ausgabe und verlieh ihr für ihre Kochkunst prompt einen Stern. Das war eine Sensation. Die als Landgasthof wahrgenommene Waldschänke war plötzlich ein Sterne-Restaurant. Da flippt normal jeder aus.
Elisabeth Grabmer blieb seelenruhig. Ich fragte sie, ob sie sich nicht freue. „Ja“, antwortete sie, „freuen tu’ ich mich schon. Aber für mich zählt etwas anderes.“Was das sei, wollte ich wissen. Sie antwortete: „Ich schau immer in die Stube, ob sie eh voll ist. Und dann schau ich auf die Teller, die zurück in die Küche kommen. Ob die eh leer gebürstelt sind. Wenn beides der Fall ist, dann habe ich alles richtig gemacht.“Was für eine geniale Geschäftsstrategie!
Dass sie jetzt mit ihrem Sohn Clemens, der übrigens bei Andreas Döllerer in Golling gelernt hat, dieses Buch veröffentlicht, hat eigentlich einen schönen Grund. Clemens wird die Waldschänke bald allein übernehmen. Er wird die wärmende Glut, die von den Eltern übergeben wird, mit frischen Ideen neu entfachen. Ein gutes Beispiel dafür liefert das in Oberösterreich hysterisch verehrte Schwein. Elisabeth verrät ihr Rezept für Schwartlschweinsbraten mit Mehlknödeln und Stöcklkraut. Clemens interpretiert es als g’surten Schweinebauch mit mariniertem Hopfenspargel und Vollkornhippen. Von Elisabeth haben wir diese Geschichte zu den Mehlknödeln: Im Mühlviertel gibt es einen Brauch für Damen, die heiraten wollen. Sie werden auf dem Weg zum Standesamt angehalten und müssen zeigen, ob sie Mehlknödel zubereiten können.
Früher war nicht alles besser. Aber von der damaligen Qualitätskontrolle können wir alle lernen.