Obmann der Standler beklagt zu große Corona-Angst
Wolfgang Haider hält an seinem Sicherheitskonzept fest. Infektionen im Freien seien unwahrscheinlich. Der Stadtchef will kein Risiko eingehen.
SALZBURG. Nächste Woche würden die Aufbauarbeiten für den Salzburger Christkindlmarkt in der Altstadt starten. Doch es dürfte heuer wohl nichts werden mit den typisch dunkelgrünen, mehr als 100 Standln. Die Corona-Infektionszahlen steigen – auch in der Stadt Salzburg.
Genehmigt sei der Markt noch nicht, sagt Bürgermeister Harald Preuner. „Wir verfolgen mit großer Sorge die Steigerung der Zahlen.“Das „Problem“sei, dass die derzeitige Verordnung des Bundes für die Weihnachtsmärkte gewisse Vorgaben vorsehen würde. Und das Covid-Konzept des Salzburger Christkindlmarkts genau diesen Vorgaben entspreche. Daher habe die Stadt eigentlich keine Möglichkeit, die Genehmigung zu versagen. „Es fehlen noch Stellungnahmen der Landessanitätsdirektion, aber rechtlich gesehen müsste der Christkindlmarkt genehmigt werden“, sagt Preuner. Hinzu kommt noch ein zweiter Punkt: Das Land hat zwar eine eigene Verordnung erlassen, wonach in jenen Bezirken, die auf der Corona-Ampel auf Rot gestuft sind, ein Veranstaltungsverbot gelte. Christkindlmärkte seien aber keine Veranstaltungen, sondern sogenannte Gelegenheitsmärkte, schildert Preuner. Sollte die Stadt Salzburg also am Donnerstag von der Ampelkommission auf Rot gestuft werden (was zu erwarten ist), müssten zwar alle Veranstaltungen, aber nicht der Christkindlmarkt abgesagt werden.
Die rechtliche Situation ist das eine. Die politische eine andere. Daher hat der Stadtchef für Freitag zum Gespräch geladen mit Experten vom Gesundheitsamt und dem Obmann des Christkindlmarktvereins, Wolfgang Haider. Alles deutet auf eine Absage des Christkindlmarkts hin, das lässt auch Preuner durchblicken. „Selbst wenn es rechtlich zu genehmigen wäre. Ob es politisch aufgrund der Entwicklungen opportun ist, es doch durchzuführen, steht auf einem anderen Blatt“, sagt der Bürgermeister.
Totalausfall . . .
Ist er selbst für eine Durchführung? „Unter den jetzigen Entwicklungen, wo die Krankenhausbetten voller und voller werden, bin ich eher dafür, den Christkindlmarkt nicht abzuhalten“, sagt Preuner. Allerdings möchte er das Gespräch am Freitag
„Bei den jetzigen Entwicklungen bin ich nicht für eine Abhaltung.“
Harald Preuner, Bürgermeister
erst abwarten. „Ich möchte eine gemeinsame Lösung mit dem Christkindlmarktverein haben. Rechtlich müsste ich das Ganze genehmigen, aber es sagt mir der Hausverstand, dass das viel zu gefährlich ist. Es ist der Bevölkerung auch schwer zu erklären. Ich kann da die Verantwortung nicht dem Bund zuschieben.“
Preuner geht ohnehin davon aus, dass der Bund in den kommenden Wochen zu restriktiven Maßnahmen greifen wird und Veranstaltungen aller Art herun
terfahren wird. Auch eine Ausgangssperre werde der Bund andenken müssen, meint der Stadtchef. Denn Stadt und Land könnten nichts mehr verordnen. Der Rahmen sei ausgeschöpft.
Bei Wolfgang Haider, Obmann des Christkindlmarktvereins, sind die Emotionen am Telefon unüberhörbar. Sieben Monate lang habe man sich mit einem klaren und strikten Präventionskonzept beschäftigt. Im Ministerium sei genau dieses Konzept aus Salzburg abgesegnet worden und diene als Vorbild für Weihnachtsmärkte in ganz Österreich. Man habe keine Kosten und Mühen gescheut. „Und jetzt bauen in Wien 18 Märkte auf und anderswo in Graz und Innsbruck ebenso, und in Salzburg scheitern wir unter Umständen“, sagt Haider. Es gebe bis dato keinen
Grund, warum der Markt nicht stattfinden könne. „Außer vorauseilende Angst“, sagt der Obmann. Haider argumentiert, dass Covid-Infektionen im Freien höchst unwahrscheinlich seien. Die Vorgangsweise, die unterschiedlichen Maßnahmen, das alles sei mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar. „Und der Christkindlmarkt wird jetzt zum Spiegelbild des Bösen.“
Haider spricht von einer lähmenden Angst, die gerade um sich greife. „Wenn der Christkindlmarkt als letzte Bastion auch noch zusperrt, dann Guten Abend für die Stadt Salzburg. Was sperren wir dann als nächstes zu? Wie geht denn unser Leben nächstes Jahr weiter?“, fragt Haider.
Findet der Christkindlmarkt 2020 nun statt? Haiders Antwort lautete am Mittwoch um 13.26 Uhr: „Zum jetzigen Zeitpunkt findet er für 2020 noch statt.“Doch nicht gegen den Willen der Stadt, betont Haider. „Wenn die Stadt Salzburg das nicht will, werden wir nicht sagen, wir ziehen es durch. Wenn es nicht gewollt ist, dann nicht.“
„Es gibt keinen Grund, außer vorauseilende Angst.“
Wolfgang Haider, Vereinsobmann