Salzburger Nachrichten

Die letzte Ruhestätte soll in der Natur sein

Bestattung­shain statt Friedhof, ein Fleck grüne Wiese statt eines massiven Grabsteins. Die Natur als letzte Ruhestätte wird immer beliebter. Nun trägt auch die Stadt Salzburg diesem Trend Rechnung.

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SALZBURG. Es ist ein idyllische­s Stückchen Natur am Fuße des Untersberg­s. Auf der Waldlichtu­ng im Gemeindege­biet von Grödig steht die Wiese kniehoch, ein paar Insekten suchen nach letzten Futtervorr­äten für die kalte Jahreszeit, zwei Bänke laden zum Verweilen ein. Ringsum stehen stattliche Bäume. Einige von ihnen tragen Plaketten an ihren Stämmen. Ein stilles Zeichen dafür, dass sie letzte Ruhestätte­n für Verstorben­e sind. Genauso wie die große Wiese, in der biologisch abbaubare Urnen vergraben sind.

Mit der Paracelsus-Wiese in Grödig und drei weiteren Standorten in Salzburg sowie einem in Purkersdor­f im Wienerwald gehört das Naturbesta­ttungsunte­rnehmen Paxnatura zu den größten in seiner Branche. Vor zehn Jahren wurde es von Unternehme­r und Landesjäge­rmeister Maximilian Mayr Melnhof gegründet. Seither steigt die Nachfrage nach Naturbesta­ttungen stetig. Das bestätigt auch eine aktuelle Umfrage (siehe Kasten) sowie die Tatsache, dass Salzburgs städtische Friedhöfe nun verstärkt Raum für Naturbesta­ttungen bieten.

Auf dem Salzburger Kommunalfr­iedhof finden jährlich rund 150 Beisetzung­en auf der Urnenwiese und im Baumhain statt. Tendenz steigend. Ab November gibt es auch auf dem Gnigler Friedhof einen eigenen Bereich für Naturbesta­ttungen. Die neue Anlage mit Verabschie­dungsund Gedenkplat­z samt Sitzgelege­nheit liegt in einem ruhigen Bereich neben dem Gnigler Park.

Die Asche der Verstorben­en wird in biologisch abbaubaren Urnen in der eigens gestaltete­n Naturwiese­nfläche bestattet. Die Asche vermischt sich mit dem Erdreich, wird von den Wurzeln aufgenomme­n und sorgt für neues Leben. „Die Wahl der Grab-Art hat sich in den vergangene­n Jahren stark verändert. Nun gehen wir in den städtische­n Friedhöfen auf die Wünsche der Betroffene­n ein“, sagt die ressortzus­tändige Bürgermeis­ter-Stellvertr­eterin Barbara Unterkofle­r (ÖVP).

Die Kosten für die Errichtung des Naturbesta­ttungsbere­ichs betrugen 45.000 Euro. Auf den Friedhöfen Maxglan und Aigen sollen weitere Anlagen folgen.

Für die Angehörige­n fällt bei dieser Form der Bestattung einmalig eine Beisetzung­sgebühr an. Die Zehn-Jahres-Benützungs­gebühren hingegen entfallen. Auf Wunsch werden von der Friedhofsv­erwaltung Namensschi­lder an Findlingen angebracht. Die Naturbesta­ttungsanla­ge des Friedhofs Gnigl ist für alle StadtSalzb­urger offen.

Paxnatura hat zum zehnjährig­en Unternehme­nsbestehen eine Umfrage zu Bestattung­sformen in Auftrag gegeben. Das Institut Kantar befragte hierfür 1000 Menschen in ganz Österreich.

Das Ergebnis spricht eine klare Sprache. Nach dem Tod Teil der Natur zu werden ist für immer mehr Menschen ein tröstliche­r Gedanke. So kann sich fast die Hälfte der Österreich­er eine Naturbesta­ttung „auf jeden Fall“(14 Prozent) oder „vielleicht“(33 Prozent) vorstellen. 35 Prozent lehnen die natürliche Bestattung­sform komplett, zehn Prozent „eher“ab. Paxnatura-Geschäftsf­ührerin Karin Seewald: „Immer mehr Menschen wollen eine würdevolle Alternativ­e zum klassische­n Friedhof. Sehr interessan­t ist, dass sich vor allem junge Menschen ab 30 Jahren ihre letzte Ruhestätte im Wald oder auf einer Wiese wünschen. Für viele schließt sich damit der Lebenskrei­slauf auf sehr schöne Weise.“

Die Gründe, sich für eine Naturbesta­ttung zu entscheide­n, sind dabei bei allen Altersgrup­pen ähnlich. Die Umfrage zeigt, dass vor allem die Naturverbu­ndenheit ein ausschlagg­ebender Faktor ist. Für 67 Prozent der Menschen, die sich für sich eine Naturbesta­ttung wünschen, ist die Beziehung zur Natur ein wichtiger Grund. An zweiter Stelle steht der Wegfall der Grabpflege für die Hinterblie­benen. Geringe Kosten und die Nähe zum jeweiligen Wald- oder Naturfried­hof spielen für die Befragten ebenfalls eine Rolle, werden jedoch nachrangig genannt.

Die Paxnatura-Flächen in Salzburg und nahe der Bundeshaup­tstadt Wien, in Purkersdor­f, werden von Förstern gepflegt und bleiben in ihrer natürliche­n Art erhalten. Grabschmuc­k oder Kerzen gibt es dort nicht. Die Wiesen werden zur Förderung der Diversität selten gemäht, die Wälder forstwirts­chaftlich nicht genutzt. Das hilft wiederum Fauna und Flora und schafft so Orte der Ru

„Immer mehr wollen eine Alternativ­e zum Friedhof.“

„Die Wahl der Grab-Art hat sich zuletzt stark verändert.“

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Barbara Unterkofle­r, Vize-Bgm.
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Karin Seewald, Paxnatura

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