Bahnausbau nicht zwingend ökologisch
Zum Leserbrief „Ziel ist ein besseres Angebot der Bahn“vom 14. Oktober 2020: Sehr geehrter Herr Mag. Mosser! Leserbriefe müssen sachlich richtig sein, da geben wir Ihnen recht. Aber muss diese Regel nicht auch für die ÖBB gelten?
Ihre Aussage, „viele [Menschen] wollen mehr S-Bahnen zwischen Salzburg und Straßwalchen“, löst bei uns Verwunderung aus. Die ÖBB-Neubaustrecke endet nicht in Straßwalchen, sondern rund zwei Kilometer vor Neumarkt und rund fünf Kilometer vor Straßwalchen. Wie soll das NahverkehrsAngebot bis Straßwalchen verbessert werden, wenn laut ÖBB die derzeit bestehenden zwei Gleise nicht ausreichen, aber nach Fertigstellung des Tunnels auf den letzten fünf Kilometern nach Straßwalchen auch nur zwei Gleise zur Verfügung stehen? Wir vermissen seit Jahren ein Gesamtausbaukonzept Richtung Wels. Ist es wirklich sinnvoll, einen Tunnel zu bauen, der Milliarden von Steuergeldern verschlingt und bei dem man hinten und vorn nicht weiß, wie es weitergehen soll?
Ihre Aussage „dem Wiedereinbau des anfallenden Materials im Nahbereich des Tunnelportals ist (...) ökologisch und ökonomisch klar der Vorzug zu geben“ist irreführend und auch falsch. Der Großteil des Ausbruchmaterials wird nicht wiedereingebaut, sondern auf kostbaren Wald- und Wiesenflächen (gesamt 44 ha) rund 20 Meter hoch aufgeschüttet. Es wird eine Deponie für vorwiegend belastetes Material errichtet, die über Jahrzehnte keine landwirtschaftliche Nutzung mehr zulässt. Ähnliches Material muss in Baden-Württemberg wie Sondermüll behandelt werden. Und dass für die Lagerung von etwas mehr als zwei Millionen Kubikmetern Tunnelmaterial rund eine Million Kubikmeter Befestigungsmaterial mittels Lkw angekarrt werden muss, ist weder ökologisch noch ökonomisch!
Brauchen wir wirklich einen Tunnel, der weder für den Nahverkehr noch für den Güterverkehr und schon gar nicht für eine Hochleistungsstrecke taugt und dessen Bau absolut nicht ökologisch ist?
Franz Goiginger, Köstendorf