Sex-Kult: 120 Jahre Haft für Gründer
15 Opfer sagten stundenlang vor einem Gericht in New York aus.
Der Gründer eines bizarren New Yorker Sex-Kults wurde am Dienstag von einem Gericht im Stadtteil Brooklyn zu 120 Jahren Haft verurteilt. Keith Raniere (60) war im Juni 2019 unter anderem wegen Sex-Handels, sexueller Ausbeutung und Betrugs verurteilt worden. Richter Nicholas Garaufis verfügte zudem eine Strafzahlung von umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro.
William Sweeney, stellvertretender FBI-Chef in New York, sagte: „Die sexuelle Ausbeutung, der Missbrauch, die Einsamkeit und Bewusstseinskontrolle, die Opfer unter seiner Anleitung erfahren haben, sind unvorstellbar.“Der Richter habe Raniere 120 Jahre gegeben, in denen er darüber nachdenken könne, ob die Folter, die er auf Menschen ausgeübt, und die Verzweiflung, die er über deren Familien gebracht habe, es am Ende wert waren.
Vor der Verkündung hatten 15 Opfer vor Gericht stundenlang von Ranieres Verbrechen und ihren Leiden berichtet – darunter auch die Tochter der Schauspielerin Catherine Oxenberg. „Du bist ein Sexualverbrecher
und du hast mich vergewaltigt“, sagte India Oxenberg vor Gericht an Raniere gewandt, wie US-Medien berichteten.
Der 60-Jährige hatte während des Verfahrens keine Reue gezeigt und zuletzt erfolglos ein neues Verfahren gefordert. Bei der Strafmaßverkündung beteuerte er seine Unschuld und bezichtigte einige der Frauen der Lüge, sagte aber auch, es tue ihm „sehr leid“, dass er so viel Schmerz und Zorn ausgelöst habe. Raniere hatte Ende der 1990er-Jahre die Organisation Nxivm im USBundesstaat New York gegründet, die offiziell als Selbsthilfegruppe vermarktet wurde, inoffiziell aber eine Art „Sex-Kult“gewesen sein soll. Frauen sollen dort missbraucht und sogar mit Ranieres Initialen gebrandmarkt worden sein.