Eine Bilder-Familie kehrt nach Salzburg zurück
Einen „Glücksfall“nennt das Dorotheum, dass sechs Bilder aus einer Salzburger Sammlung Teil seiner Weihnachtsauktion sind.
SALZBURG. Das Bild des kleinen Mädchens, das den Besuchern im Dorotheum aus einem schweren Rahmen goldig entgegenlächelt, stelle mehr dar als ein individuelles Porträt, sagt Tobias Nickel. In seiner feinen Ausführung und der Lebendigkeit, mit der es das Wesen eines Kleinkindes einfange, „hat es eine Allgemeingültigkeit“, erläutert der Kunstexperte des Auktionshauses.
Einer konkreten Person lässt sich das kleine Ölgemälde freilich dennoch zuordnen: Der Maler Anton Einsle (1801–1871) porträtierte darin um 1842 seine damals drei- oder vierjährige Tochter Marie.
Gemeinsam mit fünf
anderen
Werken Einsles sei das Bild eine Besonderheit der heurigen Weihnachtsauktion am 18. und 19. November, sagt Dorotheums-Direktor Walter Sonnberger. Zum einen seien die sechs Bilder bisher stets innerhalb der Erblinie des Malers weitergegeben und privat bewahrt worden. Und zum anderen ist ihre Geschichte mit Salzburg verknüpft.
Anton Einsle selbst lebte und arbeitete in Wien. Als Porträtist des Adels machte er sich im 19. Jahrhundert einen Namen. Als Hofmaler des Kaisers Franz Joseph I. wurde er berühmt.
Die sechs Bilder, die derzeit in der Ausstellung zur Auktion zu besichtigen sind (weitere familiäre Porträts seiner Tochter, seiner Frau, seiner Enkelin, ein Selbstporträt sowie eine Amor-Darstellung), gelangten aus Einsles Nachlass nach
Salzburg. Lang „waren sie in der Paris-Lodron-Straße zu Hause, gleich ums Eck des Dorotheums“, sagt Walter Sonnberger. Sie gehörten zur Privatsammlung Koblitz von Willmburg. In den 1960er-Jahren seien sie im Zuge einer Heirat (Gabrielle von Koblitz-Willmburg mit George von Furstenberg) in die USA gekommen. Im Andenken an seine 2019 verstorbene Frau habe Furstenberg nun beschlossen, die Bilder in Salzburg zur Auktion zu bringen, „um ihnen möglicherweise wieder einen Platz in der österreichischen Kunstlandschaft zu geben“, wie es im Auktionskatalog heißt.
Dass die Bilder nun erstmals nach dem Tod des Biedermeier-Malers öffentlich sichtbar seien, sei „auch für die Forschung ein Glücksfall“, sagt Tobias Nickel. In der Vergangenheit seien sie nur in einer Beschreibung Salzburger Sammlungen von 1919 erwähnt gewesen. Der Rufpreis aller sechs Werke liege im vierstelligen Eurobereich.
Sich auf eine Erwartung festzulegen sei aber schwierig: „Auktionen sind immer für Überraschungen gut“, sagt Sonnberger. Die Versteigerung finde angesichts der Coronaeinschränkungen online statt. Zur Besichtigung der insgesamt 551 Lose ist die Auktionsausstellung aber geöffnet.
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