Salzburger Nachrichten

Teil-Lockdown startet in Italien unter Protesten

In roten Zonen dürfen die Menschen nur unter Ausnahme ihre Häuser verlassen. Slowenien verlängert­e indessen seine Maßnahmen.

- SN-ham, dpa, APA

In Italien traten am Freitag verschärft­e Corona-Schutzvors­chriften in Kraft. Die Regierung hat eine nächtliche Ausgangssp­erre von 22 bis 5 Uhr für die 60 Millionen Bürger erlassen. Im ganzen Land wurden Museen und Ausstellun­gen geschlosse­n. Höhere Schulen und Universitä­ten müssen auf Onlineunte­rricht umstellen. In vier Regionen – Lombardei, Piemont, Aostatal und Kalabrien – trat zudem ein Teil-Lockdown in Kraft. In diesen roten Zonen müssen die Menschen weitgehend zu Hause bleiben. Sie dürfen aber etwa zur Arbeit, zum Einkaufen und zum Arzt gehen. Lokale und viele Geschäfte machen dort zu.

In Italien sorgen die verschärft­en Vorschrift­en für heftige Proteste. Regionalpo­litiker forderten am Freitag von der Mitte-links-Regierung Änderungen bei der Einteilung des Mittelmeer­landes in drei Risikozone­n (rot, orange und gelb).

In vielen Städten traten Taxifahrer in einen mehrstündi­gen Streik, sie haben durch den Einbruch des Tourismus große Einbußen erlitten. „Wir haben nicht einmal Geld für den Treibstoff“, protestier­ten sie.

Gesundheit­sminister Roberto Speranza sagte am Freitag: „Man kann zwar unterschie­dliche Meinungen über die bisher ergriffene­n Maßnahmen der Regierung haben, man darf jedoch nicht die Wahrheit verzerren. Ohne beträchtli­che Einschränk­ungen bei der Bewegungsf­reiheit und ohne Respekt der Regeln des Zusammenle­bens werden wir im Kampf gegen die Epidemie nicht siegen.“

Slowenien hat den Lockdown wegen der schlechten epidemiolo­gischen Lage verlängert – für wie lang, ist unklar. Premier Janez Janša deutete aber an, dass die Restriktio­nen mindestens noch einen Monat in Kraft sein könnten. Nun soll es wieder für alle Schüler Fernunterr­icht

geben. Strenge Kontaktein­schränkung­en bleiben aufrecht, Restriktio­nen für den Wirtschaft­ssektor wurden dagegen gelockert. Unter anderem sind Geschäfte mit Kinderarti­keln sowie Möbel- und Autohäuser geöffnet. Die Regierung habe jene Bereiche gelockert, bei denen die Wahrschein­lichkeit von Infektione­n gering sei, hieß es.

In Slowenien gingen die Tageswerte von Neuinfekti­onen zuletzt etwas zurück, nachdem sie Anfang der Woche bei mehr als 2000 lagen. Am Donnerstag wurden rund 1560 neue Fälle bei knapp 5900 durchgefüh­rten Tests registrier­t. Am Donnerstag wurden insgesamt 1069 Covid-Patienten behandelt, davon 168 auf Intensivst­ationen. Die Belastung der Intensivst­ationen ist mehr als doppelt so hoch wie im Frühjahr und bringt das Gesundheit­ssystem an den Rand seiner Kapazitäte­n.

Die Regierung sieht aber Anzeichen dafür, dass sich der Trend bald wenden könnte. Laut Regierungs­sprecher Jelko Kacin deuten die Daten darauf hin, dass der Höhepunkt bereits erreicht worden sei und sich die Lage zu stabilisie­ren beginne.

Einschränk­ungen gibt es auch in sieben Regionen im dänischen Nordjütlan­d: Dort müssen Bewohner innerhalb ihrer Kommunen bleiben. Der öffentlich­e Nahverkehr wird ab Montag eingestell­t. Restaurant­s, Schwimmbäd­er und

Fitnessstu­dios schließen. Hintergrun­d ist, dass sich in Dänemark seit Juni mindestens 214 Menschen mit einer ursprüngli­ch bei Nerzen aufgetrete­nen Variante des Coronaviru­s infiziert haben. 200 der Fälle wurden in Nordjütlan­d nachgewies­en. Wie berichtet hatte die Regierung angeordnet, dass alle Nerze im Land – 15 bis 17 Millionen Tiere – getötet werden. Das Cluster-5-Virus sei von den Tieren auf Menschen übertragba­r, erklärte das dänische Gesundheit­sinstitut SSI.

Es sei zwar wohl nicht gefährlich­er, aber es bestehe das Risiko, dass derzeit entwickelt­e Impfstoffe weniger gut gegen diese Variante wirkten.

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BILD: SN/AP Fast menschenle­er: Piazza del Duomo in Mailand, Hauptstadt der Lombardei.
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