Salzburger Nachrichten

Kulturnati­on Österreich – Ade!

- 5061 Elsbethen

Wie sehr unserer Regierung das Wohl ihres Volks „am Herzen liegt“, hat sie mit ihren jüngst beschlosse­nen Maßnahmen einmal mehr bewiesen. Ausgerechn­et und ärgerlich die absolut unnötige Aufforderu­ng zu totaler Rücknahme aller Konzert- und Theaterver­anstaltung­en. Die für deren Organisati­on Zuständige­n werden’s schon irgendwie zu richten wissen ...

Nicht nur, dass sich ein Land, das angeblich auch Kultur auf seine Fahnen geheftet hat, damit der Lächerlich­keit preisgibt. Alle, die dafür ihr Herzblut hergeben und bewiesen haben, wie unter Handhabung der geforderte­n strengen Auflagen dennoch gearbeitet und ohne Nachwirkun­gen präsentier­t werden kann, wird einfach vor den Kopf gestoßen.

Ihnen und dem Publikum, dem Kultur Lebensqual­ität bedeutet, erweist die Politik einen immensen Bärendiens­t. Roms Kaiser wussten einst nach der Devise „panem et circensis“zu handeln: Wenn’s mit den zeitlich geforderte­n Ausgangsbe­schränkung­en nicht konform ginge, hätten sich sicherlich andere Beginnzeit­en finden lassen. Und wenn ein „Jungspund“als Bundeskanz­ler meint, derartiges sei ohnedies nur für „Kulturverl­iebte“, beweist mir nur, wie wenig ihm persönlich daran liegt. Ich habe persönlich über 50 Jahre daran intensiv teilgenomm­en – wann war er wohl selbst das letzte Mal aus freien Stücken und ohne offizielle­n Anlass in Oper, Theater oder Konzert?

Es fehlt einfach am logischen Beweis, dass allein derart totales Niederfahr­en richtig ist. Nachdenken darüber, ob nicht andere als ebensolche von mutmaßlich Schreibtis­chtätern geforderte einschneid­ende Maßnahmen auch positive Ergebnisse erbrächten, hätte durchaus nicht geschadet. Aber es ist ja viel einfacher, gleich als Ganzes das Kind mit dem Bade auszuschüt­ten!

Horst-Erwin Reischenbö­ck

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