Beratung für Schwangere und junge Eltern trotz Lockdown
Seit 18 Jahren ist die Initiative BirthDay Anlaufstelle für werdende Eltern. Auch in Zeiten von Corona will sie individuelle Kurse für Familien bieten.
SALZBURG-STADT. Ein Gespräch zwischen Müttern am Sandkasten war der Ausgangspunkt: Carolin Schallhammer und Melina Hie-Wiederstein unterhielten sich über ihre Geburten – was sie als hilfreich empfanden und was sie vermisst hatten. „Da haben wir beschlossen, eine eigene Initiative zu starten, um Familien individuell begleiten zu können“, erzählt Carolin Schallhammer, die unter anderem Logopädin und Stillberaterin ist. Schnell fand sich ein Netzwerk aus Hebammen, Psychologinnen und Therapeutinnen verschiedener Fachrichtungen zusammen. „Wir wollten keine Standard-,0815‘Kurse anbieten, das passt einfach nicht für jeden“, sagt Schallhammer. So entstand beispielsweise die Idee, Geburtsvorbereitungskurse in Modulen anzubieten.
18 Jahre später ist die Initiative BirthDay längst vom Sandkasten in der Volljährigkeit angelangt. Die 35 Expertinnen im Netzwerk betreuen pro Jahr rund 500 Familien. Die globale Coronapandemie stellt allerdings auch die Initiative vor Herausforderungen, die sie noch nie zu bewältigen hatte. Da seien flache Hierarchien und kleinere Teams ein Vorteil: „Wir konnten sehr schnell und flexibel agieren und haben innerhalb einer Woche ein Onlineangebot auf die Beine gestellt“, sagt Schallhammer. Die Angebote variieren je nach Therapeutin und Wünschen der Mütter bzw. Eltern. Zum Beispiel Yoga für Schwangere, aber auch Mama-Yoga am Abend, wenn die Kinder schlafen. Qigong- und Pilateskurse finden ebenfalls online statt, genauso wie die Stillvorbereitung für Schwangere oder das Stillcafé. Die Teilnehmerinnen der Feldenkrais-Angebote von Iris Moldiz haben sich statt Onlinekursen gewünscht, die Anleitungen als Audiodateien zu erhalten, um sich zeitlich unabhängig auf die Übungen einlassen zu können.
Offen ist noch, ob auch das Babycafé für Kinder von null bis vier Jahren und deren Eltern online stattfinden kann. Es wird von der Psychologin und Pädagogin Sonja Bisto angeboten. „Normalerweise spielen die Kinder und die Mütter können sich austauschen. Ich möchte es online probieren, weil es gewünscht wird, aber das ist natürlich nicht dasselbe.“
Die Hebamme Ursula FritzDaschiel erzählt von einer großen Nachfrage nach Begleitung und Kursen in Coronazeiten, „es ist einfach mehr Unsicherheit da“. Sie hatte vor dem aktuellen Lockdown ihre Geburtsvorbereitungskurse von sechs bis sieben Paaren auf drei Paare reduziert, „damit die Väter dabei sein können“. Bis auf Weiteres seien statt Gruppenkursen nur mehr Einzelbegleitungen möglich. „Die werdenden Mütter sorgen sich, ob die Väter bei der Geburt dabei sein können und ob sie nachher zu Besuch kommen dürfen“, erzählt Fritz-Daschiel. Die Nachbetreuung der Hebammen müsse derzeit auch auf „dringend notwendige Hausbesuche“beschränkt bleiben. Darunter fallen zum Beispiel Stillprobleme, Gelbsucht, Probleme mit dem Abheilen des Nabelschnurrests oder Wochenbettdepressionen.
In den Krankenhäusern seien Besuche derzeit nur von Vätern und Geschwisterkindern möglich – was sich auf die Mütter und Babys positiv auswirke. „Wir hören aus allen Geburtenstationen, dass die Stillrate gestiegen ist, weil die Mütter sich besser auf ihre Babys einlassen können“, sagt Carolin Schallhammer.
BirthDay finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Sponsoren. Die Kurse sind nicht kostenlos, doch über eine Förderung des Landes werden bedürftige Familien unterstützt.
„Die größte Sorge ist, ob die Väter bei der Geburt dabei sein dürfen.“