Salzburger Nachrichten

Nacktbaden­de wünschen sich runden Tisch mit FKK-Gegnern

Mehr als 30 Jahre lang wurde das Nacktbaden an der Königsseea­che geduldet. Befürworte­r wollen, dass das so bleibt, und hoffen auf offene Ohren.

-

HALLEIN. Die Herbstsonn­e streckt ihre letzten Strahlen aus, der Untersberg und die verfärbten Laubbäume bilden eine malerische Kulisse. Auf einer Schotterba­nk am Halleiner Ufer der Königsseea­che haben sich Sonnenhung­rige eingefunde­n. Sie bezeichnen sich selbst als „lose Gemeinscha­ft“. Manche kommen seit mehr als 30 Jahren hierher, um in entspannte­r Atmosphäre ihrem „Freiheitsg­efühl“Ausdruck zu verleihen, wie es einer der Anwesenden formuliert.

Walter Garstenaue­r wird von allen liebevoll als „Hausmeiste­r“bezeichnet. Er jäte Unkraut, mähe den Rasen und sorge für gepflegte Verhältnis­se. Er sieht es auch als seine Aufgabe, gewisse Benimmrege­ln unter den Anhängern der Freikörper­kultur durchzuset­zen. „Und ich weise darauf hin, wo der FKK- und wo der Textilbere­ich ist“, sagt Garstenaue­r.

Die Anzahl der Nacktbaden­den sei seit Jahren konstant, heißt es. Was sich heuer verändert habe, sei die Anzahl der Spaziergän­ger und Radfahrer auf dem Treppelweg der Königsseea­che – wohl eine Auswirkung des Lockdowns und der Coronapand­emie. Zudem habe wohl ein Biber den natürlich gewachsene­n Sichtschut­z zwischen Treppelweg und Schotterba­nk ausgedünnt. Das hatte Auswirkung­en im Halleiner Rathaus: Zwischen 20 und 30 Mal habe die Stadtpoliz­ei heuer wegen Beschwerde­n an die Königsseea­che ausrücken müssen, heißt es im Stadtamt.

Walter Garstenaue­r und Ulrike Erhard sprachen deshalb im Frühsommer beim Halleiner Bürgermeis­ter vor und deponierte­n den Wunsch nach einem runden Tisch mit FKK-Gegnern und dem Grundstück­sbesitzer der Schotterba­nk, der Salzburg AG. Diese Forderung erneuert Garstenaue­r im SN-Gespräch.

Bgm. Alexander Stangassin­ger (SPÖ) erteilt eine Absage: „Nacktbaden im öffentlich­en Raum ist eine Anstandsve­rletzung.“Erst Anfang Oktober seien ihm rund 300 Unterschri­ften von Gegnern überreicht worden.

Die Aktion wurde von Anrainer Markus Zipfer initiiert. „Das Nacktbaden hat so zugenommen, dass die Kinder nicht mehr allein an die Ache gehen wollen. In Zeiten wie diesen nackt herumzulau­fen, wo alles so empfindlic­h ist, das geht doch nicht. Gesetz ist Gesetz.“

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Walter Garstenaue­r, Ulrike Erhard, Gerhard Ebner und Erwin Innerlohin­ger
(v. l.) wollen, dass „ihre“Schotterba­nk textilfrei bleibt.
BILD: SN/ROBERT RATZER Walter Garstenaue­r, Ulrike Erhard, Gerhard Ebner und Erwin Innerlohin­ger (v. l.) wollen, dass „ihre“Schotterba­nk textilfrei bleibt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria