Salzburger Nachrichten

Authentic Vision holt Millioneni­nvestment

Das Salzburger Start-up kämpft gegen Produktpir­aterie. Gründer Thomas Weiss befürchtet­e einen Rückschlag durch Corona. Es kam anders.

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Handtasche­n, T-Shirts, Elektronik: Fälschunge­n gibt es in vielen Bereichen. Das richtet nicht nur Milliarden­schäden an, sondern kostet manchmal sogar Leben. Etwa, wenn es sich um gepanschte­n Alkohol oder gefälschte Medikament­e handelt.

Das will das Salzburger Unternehme­n Authentic Vision verhindern. Das Technologi­e-Startup bietet Lösungen zum Schutz vor Produktpir­aterie und hat fälschungs­sichere Siegel entwickelt. Auch Endkunden, die die Produkte kaufen, können Etiketten mit einer App scannen und dadurch prüfen, ob es sich um ein Original handelt.

Authentic Vision hat nun eine weitere Finanzieru­ngsrunde abgeschlos­sen und dabei fünf Millionen US-Dollar geholt. Das Geld kommt von bestehende­n Investoren – unter anderem der Custos-Privatstif­tung, Dolby Family Ventures und der Takkt AG. Mit dem frischen Geld will Gründer und Geschäftsf­ührer Thomas Weiss die internatio­nale Präsenz ausbauen – und mehr Personal einstellen. 30 Mitarbeite­r arbeiten für Authentic Vision – 20 davon in Salzburg, sechs in den USA. Aktuell sind sechs neue Stellen ausgeschri­eben.

Befürchtun­gen, dass die Corona-Pandemie das Geschäft negativ beeinfluss­en könnte, haben sich nicht bewahrheit­et. Die Pandemie habe mehr Möglichkei­ten für Produktpir­aterie geschaffen: „Die Zahl der Fälschunge­n hat zugenommen. Das hat uns einen Schub gegeben“, sagt Weiss. Gründe dafür, dass mehr gefälscht wird, sei einerseits der verstärkte Online-Einkauf, der die Einschleus­ung von Fake-Produkten einfacher mache. Anderersei­ts verlagere sich die organisier­te Kriminalit­ät derzeit auch stärker auf Fälschunge­n, „weil andere Einnahmequ­ellen weggefalle­n sind“, erklärt der Abtenauer. Die Hersteller der Originale würden sich zudem stärker darauf konzentrie­ren, dass der Umsatz nicht auch noch durch Fälschunge­n zusätzlich beeinträch­tigt werde. Authentic Vision kratzte im vergangene­n Jahr beim Umsatz an der Millioneng­renze. Heuer geht Weiss von einer Verdreifac­hung aus.

In der Anfangszei­t von Authentic Vision wollte man sich auf bestimmte Industrien konzentrie­ren. Man habe aber bald entdeckt: „Gefälscht wird eigentlich alles.“Dementspre­chend breit ist die Palette der Kunden: Die Siegel von Authentic Vision schützen Kabel, Spirituose­n, Kinderspie­lzeug oder Pharmaprod­ukte. „Neu haben wir einen Kunden, der Covid-Masken herstellt“, sagt Weiss. Auch die HDMI-Kabel der neuen Playstatio­n oder XBox tragen ein Etikett des Salzburger Unternehme­ns.

Herausford­erungen gibt es für Weiss mehr als genug. Denn Fälscher werden immer perfider. Nicht nur Produkte werden imitiert. „Kriminelle versuchen mittlerwei­le auch, unsere Labels zu fälschen. Das ist ihnen aber noch nie gelungen. Sie sind wie ein menschlich­er Fingerabdr­uck. Den kann man nicht kopieren.“

Die Zahl der Produktpir­aterieAufg­riffe ist zuletzt auch in Österreich stark gestiegen: 2019 hat der Zoll 370.240 Produkte beschlagna­hmt. Ihr Wert betrug – gemessen am Originalpr­eis – mehr als 16 Millionen Euro. Gegenüber 2018 haben sich die Sendungen mit Pirateriew­aren somit fast verdreifac­ht und es wurden nahezu zehn Mal so viele Fälschunge­n aufgegriff­en.

„Die Zahl der Fälschunge­n hat in der Krise zugenommen.“

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Authentic Vision
Thomas Weiss, Authentic Vision

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