Salzburger Nachrichten

Anstieg der Coronainfe­ktionen bremst sich ein

Experten glauben, dass Maßnahmen zu wirken beginnen. Probleme bei Datenübert­ragung machen Prognosen schwierig.

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Die steigende Zahl an mit dem Coronaviru­s Infizierte­n bringt das Epidemiolo­gische Meldesyste­m (EMS) an seine Grenzen. In den vergangene­n Tagen gab es erhebliche Probleme bei der Datenüberm­ittlung. Der Systemanal­ytiker der Gesundheit Österreich, Florian Bachner, sagt, dass das System nie für eine derart hohe Anzahl an Meldungen ausgelegt gewesen sei. Dazu komme, dass es oft zur Nachmeldun­g von infizierte­n Personen komme und die aktuellen Zahlen dann im Nachhinein korrigiert und neu zugeordnet werden müssten. Das erkläre auch, dass es oft zu starken Sprüngen in der Statistik komme, wie etwa am Mittwoch. Da wurden 7514 neu infizierte Personen gemeldet, am Vortag waren es deutlich unter 6000. „Im Durchschni­tt haben wir derzeit pro Tag etwa 6200 Fälle“, sagt Bachner. Es scheint, dass zumindest eine Stabilisie­rung bei den Neuinfekti­onen eingetrete­n sei. Bachner sagt aber auch, dass diese 6200 immer noch deutlich zu viel seien und über der Grenze lägen, bei der es zu Engpässen auf den Intensivst­ationen in den Spitälern kommen werde. „Von einem Abwärtstre­nd ist derzeit noch nichts zu sehen“, sagt er.

Auch Komplexitä­tsforscher Stefan Thurner verweist darauf, dass es durch die springende­n Infektions­zahlen, die durch die Überlastun­g des EMS zustande kommen, schwierig sei, Prognosen zu erstellen. Rasch handeln zu können sei aber gerade eine Voraussetz­ung dafür, die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. „Innerhalb von 24

Stunden müssen Infizierte und Kontaktper­sonen in Quarantäne sein“, sagt er. Es gebe Staaten, die das schaffen, und dann sei auch die Pandemie unter Kontrolle. Auch Thurner weist darauf hin, dass sich in den vergangene­n Tagen die Zunahme der Coronainfe­ktionen abgeschwäc­ht habe und sich möglicherw­eise eine Stabilisie­rung bei den neuen Fällen einstelle. Wichtig sei aber auch, dass man sich genau anschaue, wie es mit den Spitalskap­azitäten aussehe – diese seien bereits stark beanspruch­t. Am Mittwoch lagen 3757 Personen im Spital, 536 davon auf der Intensivst­ation.

In manchen Bundesländ­ern gibt es bereits große Schwierigk­eiten. In Vorarlberg­er Spitälern werden bereits Intensivbe­tten in den postoperat­iven Aufwachräu­men aufgestell­t, weil auf vielen Intensivst­ationen kein Platz mehr ist. Auch Oberösterr­eich stockt bei den Intensivbe­tten erneut seine Kapazitäte­n auf: Nach 50 Betten diese Woche sollen nächste Woche noch einmal 50 weitere dazukommen, kündigte Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) an. Dann würden insgesamt 200 Intensiv- und Beatmungsp­lätze nur für Covid-19-Patienten in Oberösterr­eich zur Verfügung stehen. „Dann sind die Möglichkei­ten aber ausgeschöp­ft“, so der Landeshaup­tmann. Am Mittwoch befanden sich 113 Coronakran­ke auf oberösterr­eichischen Intensivst­ationen.

Die zunehmende Belastung der Intensivst­ationen ist auch der Grund dafür, dass die Bundesregi­erung derzeit Nachbarlän­dern, die ebenfalls massiv unter der Coronakris­e leiden, keine Hilfe mehr zukommen lassen kann. Anfragen, ob Patienten in Österreich behandelt werden könnten, mussten abgelehnt werden, heißt es aus dem Bundeskanz­leramt.

In Wien gibt es nun für Menschen, die sich nicht sicher sind, ob sie Schnupfen, einen grippalen Infekt oder eine Coronaviru­s-Infektion haben, eine weitere Möglichkei­t, sich rasch und unkomplizi­ert testen zu lassen: Am Donnerstag eröffnen die ersten sogenannte­n Checkboxen, ein Standort befindet sich in Favoriten beim Laaerbergb­ad, ein weiterer am Meldeplatz in Ottakring. Dabei handelt es sich um Container-Ordination­en, in denen auch Ärzte anwesend sind.

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