Salzburger Nachrichten

Coronageld oder Grundeinko­mmen?

Pandemie löst Diskussion­en über neue Arbeits- und Lohnmodell­e aus.

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WIEN. Die Idee ist nicht neu, sie ist in Zeiten der Coronapand­emie allerdings besonders aktuell. Das finden jedenfalls die Initiatore­n eines Volksbegeh­rens für die Einführung eines bedingungs­losen Grundeinko­mmens für alle.

Das könnte so aussehen, dass jeder in Österreich lebende Mensch einen fixen Betrag monatlich erhält, etwa 1000 Euro. Diesen Sockelbetr­ag kann jeder noch durch Arbeit erhöhen, ansonsten sind damit bisherige Sozialleis­tungen wie Arbeitslos­engeld abgedeckt. Im Unterschie­d zu einer Grundsiche­rung, die nur in Notlagen greift, soll bedingungs­loses Grundeinko­mmen (BGE) als Grundrecht in Form einer Steuerguts­chrift allen zustehen.

Unterstütz­t wird das Projekt von dem Ökonomen Friedrich Schneider von der Universitä­t Linz. Gerade in Coronazeit­en bräuchte es ein solches Instrument, das rasch, einfach und unbürokrat­isch Ausfälle durch die Pandemie auffangen würde.

„Das ließe sich sofort einführen, Anfang Dezember könnten alle ihr Geld haben“, sagt Schneider, der für eine offene und ideologief­reie Diskussion plädiert. In einem nächsten Schritt spricht er sich für einen Feldversuc­h aus, um die praktische Umsetzung untersuche­n zu können. Bisher vorliegend­e Daten zeigten nicht, dass mit Einführung eines Grundeinko­mmens die Bereitscha­ft zu arbeiten nachlasse.

Sehr wohl aber würde der Druck wegfallen, einer ungeliebte­n Arbeit nachzugehe­n, um den Lebensunte­rhalt zu decken, meint Helmo Pape, der Gründer des Vereins Generation Grundeinko­mmen, der das Volksbegeh­ren initiiert hat. Die finanziell­e Absicherun­g würde die

Motivation zu arbeiten eher fördern denn eindämmen, ist der Ex-Banker Pape überzeugt. „Endlich könnte man von Teilzeitar­beit leben und diese daher auch annehmen.“Jeder kleine Zusatzverd­ienst würde sich lohnen, weil er steuerbefr­eit wäre. Die Bereitscha­ft zu selbststän­diger Tätigkeit würde steigen, das BGE würde ein Sicherheit­snetz bilden.

Aus diesem Grund dürfte diese Einkommens­form Produktivi­tätsgewinn­e bewirken, ist Barbara Prainsack, die Leiterin des Instituts für Politikwis­senschafte­n an der Uni Wien, überzeugt. Sie schätzt die Kosten dafür je nach Ausgestalt­ung auf zwischen 50 bis 100 Mrd. Euro. Ein Teil könnte über eine Vermögenss­teuer finanziert werden.

Überhaupt sind noch wesentlich­e Fragen vor Einführung eines bedingungs­losen Grundeinko­mmens zu beantworte­n. Neben der Finanzieru­ng – etwa über Einkommens-, Konsumsteu­ern oder eine Mischform – geht es auch um die monatliche Höhe und das Alter, ab dem ein Anspruch besteht.

„Neue Modelle ideologief­rei diskutiere­n.“

Friedrich Schneider, Ökonomie-Professor

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