Pelze und Echtfelle nicht mehr nötig
Liebe Frau Dr. Tanja Warter!
Mit Ihrem „Gespräch mit einem Nerz“(SN vom 10. November) haben Sie mich, obwohl als Ökologin und der älteren Generation zugehörig mit Leben und Tod vertraut, zu Tränen gerührt. „Eh nur ein kleines Pelzerl um den Kapuzenrand, weil das putzt meinen Parka so ungemein auf.“Dafür braucht man doch keine 17 Millionen Nerze! Und gefährdet sind die auch nicht. Tatsächlich musste ich kürzlich von solch tödlicher Naivität hören.
Dass all diese Tiere wegen eines mutierten Coronavirus sterben müssen, verstehe ich, nicht aber, dass überhaupt 17 Millionen von ihnen für einen anscheinend immer noch lukrativen Pelzhandel artfremd leben müssen und eine solche Massentierhaltung überhaupt noch rechtens sein darf.
Covid-19 gäbe es nicht, handelten wir nicht mit möglichst exotischen Lebewesen und fräßen wir nicht unbekümmert alles, was lebt, egal ob selten, giftig oder Krankheitsüberträger. Zum Nerz zurück: Mir wurde vor ein paar Jahren eine Wollmütze angeboten, fesch mit einem pelzigen Bommerl drauf. Ich lehnte ab, wollte keinen noch so kleinen Pelz. „Na, gnä’ Frau, is ja eh ein Kunstfell.“Ich lehnte ab. Wenig später erfuhr ich, dass nicht selten sehr wohl Echtfelle als künstlich verscherbelt werden.
Es gab Zeiten, da waren wir in strengen Wintern auf wärmende Pelze angewiesen. Heute aber stehen uns viele andere Materialien zur Verfügung. Stimmt schon, auch deren Massenproduktion schleppt viele umwelttechnische und soziale Probleme mit sich.
Hässliches drängt sich konsequenterweise auf: Wir Menschen sind zu viele geworden. Vor allem aber haben wir, nicht zuletzt dank pandemisch grassierender Werbung, zu hohe Ansprüche ans Materielle entwickelt.
Gertrude Friese
5452 Pfarrwerfen