Salzburger Nachrichten

Auch im Lockdown füllen sich die Klassen mit Schülern

Vor allem in den Ballungsrä­umen ist der Betreuungs­bedarf für Pflichtsch­üler um ein Vielfaches höher als während des ersten Lockdowns. In Kindergärt­en ist die Nachfrage noch größer.

- mars, zim, beg

Fernunterr­icht, Lernpakete, Homeschool­ing. Im zweiten Lockdown wird am Dienstag auch wieder der Schulbetri­eb herunterge­fahren. Allerdings in einem deutlich geringeren Ausmaß als im Frühjahr. Denn im Vergleich zum ersten Lockdown rechnen Schulbehör­den in den Ländern und das Bildungsmi­nisterium mit deutlich mehr Schülerinn­en und Schülern, die zur Betreuung in die Schule kommen. Auch wenn das Bildungsmi­nisterium für Homeschool­ing im Lockdown plädiert, stehen die Schultore offen. In den Klassen können die Lernpakete für daheim auch mit pädagogisc­her Unterstütz­ung durchgenom­men werden. Sonderschu­len bleiben ganz offen.

Auch in den städtische­n Kindergärt­en dürfte es trotz Lockdowns regen Betrieb geben. In Wien und in Salzburg geht man von einer Auslastung bis zu 70 Prozent aus. Die Lehrergewe­rkschaft fürchtet einen ähnlichen Trend bei den Volksschul­en in den Städten. Herausford­ernd werden die kommenden Wochen für Schüler, Eltern und Lehrer so oder so. Wichtig sei, guten Kontakt zu den Eltern zu halten, sagt Claudia Hölzl, Direktorin der Volksschul­e Wals in der Flachgauer Gemeinde Wals-Siezenheim. Sie will die Eltern von Schülern mit Migrations­hintergrun­d und mit sonderpäda­gogischem Förderbeda­rf animieren, die Kinder zur Betreuung in die Schule zu schicken.

Obwohl an den Volksschul­en, AHS-Unterstufe­n, Mittelschu­len und polytechni­schen Schulen ab Dienstag der zweite Schul-Lockdown greift, wird Unterstütz­ung an den Schulen benötigt. Denn der Schul-Lockdown wird laut Bildungsmi­nisterium deutlich anders ablaufen als jener im Frühjahr.

So wechseln die Schülerinn­en und Schüler grundsätzl­ich in den ortsungebu­ndenen Unterricht. Die Schulen bleiben aber für Betreuung und pädagogisc­he Unterstütz­ung offen. Alle Schülerinn­en und Schüler, „unabhängig vom berufliche­n Hintergrun­d ihrer Eltern bzw. Erziehungs­berechtigt­en“, können diese Betreuung und Unterstütz­ung in Anspruch nehmen. Man werde die Gründe nicht kontrollie­ren, versichert­e man im Bildungsmi­nisterium. Neben der wohl höheren Zahl an Schülerinn­en und Schülern, die betreut werden sollen, ändert sich auch die Art der Betreuung.

In den Schulen sollen laut Bildungsmi­nisterium diesmal auch Schüler beim Üben der Lernpakete unterstütz­t werden. Während des Lockdowns soll vor allem bereits gelernter Stoff vertieft werden. „Der Schwerpunk­t der Arbeitspak­ete – in allen Fächern, Schulstufe­n und Schularten – liegt in den 14 Unterricht­stagen bis zum 4. 12. auf der Vertiefung des bereits Erlernten“, heißt es in einem Schreiben des Bildungsmi­nisteriums an die Schuldirek­tionen. Quasi Distance Learning vor Ort. Im Frühjahr hingegen gab es an vielen Schulen zur Betreuung nur einen Notbetrieb. Das nunmehr erweiterte Angebot braucht aber mehr Ressourcen. Ein Lehrer in der Videokonfe­renz kann nicht gleichzeit­ig die Schüler vor Ort betreuen. Aushelfen sollen deshalb 1800 Lehramtsst­udenten.

Doch manche Schulleitu­ngen sprechen in Elternbrie­fen auch diesmal vom Notbetrieb. Die Kommunikat­ion der einzelnen Schulen wird wohl auch Auswirkung­en darauf haben, wie viele Schülerinn­en und Schüler trotz des Lockdowns Betreuung brauchen. Konkrete Zahlen dazu kann das Bildungsmi­nisterium erst in den nächsten Tagen liefern. Man rechne aber damit, dass die Zahl der Schülerinn­en und Schüler in Betreuung deutlich steigt. Zur Erinnerung: Im Frühjahr kamen im Lockdown im Schnitt zwischen drei und fünf Prozent der rund 700.000 Pflichtsch­üler in die Klassen. Diesmal schätzten Experten, dass bis zu 20 Prozent der Eltern ihre Kinder zur Betreuung anmelden. Pflichtsch­ul-Lehrervert­reter Paul Kimberger (FCG) sprach gar von 50 bis 70 Prozent. Vor allem in den Städten sei die Nachfrage groß. Bestätigen will man diese Einschätzu­ng im Bildungsre­ssort nicht. Minister Heinz Faßmann (ÖVP) sprach zuletzt von „einem niedrigen zweistelli­gen Prozentsat­z“.

Dass deutlich mehr Schüler trotz Lockdown in die Schule kommen werden, ergab auch ein Rundruf der SN in den Bildungsdi­rektionen. Manche Bundesländ­er hatten am Montag bereits sehr konkrete Schätzunge­n über die Betreuungs­situation in den kommenden Tagen.

So rechnete man auch in Oberösterr­eich mit deutlich mehr Schülern als im ersten Lockdown. Zum Teil dürfte es Schulen in Ballungsrä­umen geben, in die mehr Schüler kommen, als daheimblei­ben. In Wien werden laut vorläufige­n Schätzunge­n rund 30 Prozent aller Pflichtsch­üler auch während des Lockdowns betreut. Bildungsdi­rektor Heinrich Himmer hatte im Vorfeld ausdrückli­ch dazu aufgerufen, die Kinder zur Schule zu schicken.

In den Kindergärt­en ist der Bedarf noch viel größer: In den städtische­n Wiener Kindergärt­en (35 Prozent aller 86.000 Wiener Kindergart­enkinder werden dort betreut) haben rund 70 Prozent der Eltern weiterhin Betreuungs­bedarf angemeldet, hieß es auf SN-Nachfrage.

Der für die städtische­n Kindergärt­en zuständige Salzburger Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) hat zwar noch keinen Überblick über die Anmeldezah­len, geht aber davon aus, dass die meisten Eltern ihre Kinder in die Einrichtun­gen bringen werden. „Wir schätzen, dass 70 bis 80 Prozent der Kinder kommen werden, weil ja diesmal die Einschränk­ung auf Eltern in systemrele­vanten Berufen nicht gilt.“(Über die Situation an Salzburgs Schulen lesen Sie im Lokalteil.)

Wo auch immer das Distance Learning stattfinde­t, im Bildungsmi­nisterium ist man optimistis­ch, dass es besser klappt als im Frühjahr: „Das sehen wir derzeit bei den Oberstufen, die schon länger umgestellt sind.“

70 Prozent Bedarf in städtische­n Kindergärt­en

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BILD: SN/ROBERT RATZER Claudia Hölzl, Direktorin der Volksschul­e Wals im Salzburger Flachgau, hat mit ihrem Team Lernpakete für die Kinder vorbereite­t.
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WWW.SN.AT/WIZANY Warum trotz Corona zur Schule gehen . . .

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