Salzburger Nachrichten

Rot-pinke Signale an Enttäuscht­e

Die erste soziallibe­rale Koalition in Österreich steht in den Startlöche­rn. In den Klimaschut­z und in die Bildung soll in Wien viel Geld fließen.

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Die erste soziallibe­rale Koalition in Österreich ist in den Startlöche­rn. Grünen-Chefin wird unterdesse­n für das Aus von Rot-Grün abgestraft.

Die erste Koalition zwischen Sozialdemo­kraten und Liberalen in Österreich ist so gut wie fix. Die Parteigrem­ien der Wiener SPÖ stimmten am Montag mit großer Mehrheit zu, die Wiener Neos werden am Dienstagab­end Ja sagen; dann sollen die Details des Koalitions­pakts bekannt gemacht werden. Bereits am Montag nannten Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) und sein künftiger Vize Christoph Wiederkehr (Neos) einige Eckpunkte ihres Übereinkom­mens.

Was sie mitteilten, schwankte zwischen Aufbruchss­timmung und Beruhigung. An die SPÖ-Wähler, denen die Pinken nicht ganz geheuer sind, sandte Ludwig gleich mehrmals das Signal aus, dass der „soziale Zusammenha­lt im Vordergrun­d“der neuen Regierungs­zusammenar­beit stehe. Den Grün-Wählern, die darüber bestürzt sind, dass ihre Partei nach zehn Jahren aus der Regierung fliegt, wurde signalisie­rt, dass der Klimaschut­z ebenfalls Priorität habe. „Wien soll Klimamuste­rstadt werden“, kündigte Ludwig an. Man werde stark auf alternativ­e Energien

setzen, „bei Begrünungs- und Kühlmaßnah­men neue Wege beschreite­n“, die Abfallverm­eidung forcieren, das Budget für den Ausbau von Radwegen vervierfac­hen und mehr Geld für den öffentlich­en Verkehr lockermach­en. Ziel sei, bis 2040 klimaneutr­al zu sein, und zwar mittels Klimaschut­zgesetz.

Ganz ohne Seitenhieb gegen den grünen Ex-Koalitions­partner ging es nicht. „Wir wollen Verkehrste­ilnehmer nicht gegeneinan­der ausspielen, sondern allen Wienerinne­n und Wienern Mobilität ermögliche­n“, betonte Ludwig.

Ins Bildungswe­sen soll stark investiert werden. Das war den Neos besonders wichtig, was sich auch daran zeigt, dass Wiederkehr neuer Stadtrat für Bildung, Jugend, Integratio­n und Transparen­z wird. In den Kindergärt­en soll die Zahl der Sprachförd­erkräfte von derzeit 300 auf 500 steigen; zu den derzeit sechs Bildungsca­mpus-Standorten, wo vom Kindergart­en bis zur Matura alles möglich ist, sollen im Lauf der Legislatur­periode acht weitere dazukommen; die Zahl der Ganztagssc­hulen und der Schulpsych­ologen soll steigen. Wiederkehr umschrieb das mit „Wiener Bildungsve­rsprechen“.

Im Bereich Transparen­z, für das Wiederkehr ebenfalls zuständig ist, will die SPÖ Zugeständn­isse machen: Geplant ist, dass der Stadtrechn­ungshof künftig die Parteifina­nzen prüfen darf. Die Wahlkampfo­bergrenze – zuletzt bei sieben Mill. Euro pro Partei – soll um „zumindest“eine Mill. Euro gesenkt werden. Eine unabhängig­e Antikorrup­tionsstell­e soll eingericht­et, ein Beauftragt­er für Informatio­nsfreiheit installier­t werden.

Ludwig kündigte 1500 neue Gemeindeba­uwohnungen an (und die Überarbeit­ung der Vergaberic­htlinien). Ausgebaut werden sollen ferner die Primärvers­orgungszen­tren. Insbesonde­re den Klein- und Mittelbetr­ieben will man stärker unter die Arme greifen und nicht zuletzt eine „Joboffensi­ve 50 plus“starten.

„Wir wollen Verkehrste­ilnehmer nicht gegeneinan­der ausspielen.“Michael Ludwig, Bürgermeis­ter, SPÖ

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BILD: SN/APA/HERBERT NEUBAUER Der designiert­e Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr und Bürgermeis­ter Michael Ludwig präsentier­ten am Montag hochzufrie­den einige Eckpunkte ihres Koalitions­pakts.

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