Familien brauchen Unterstützung, keine Parteispielchen
Der Schul-Lockdown ist umstritten. Doch daraus politisches Kleingeld zu schlagen ist fehl am Platz. Die Lage ist zu ernst.
Kinder zu Hause. Eltern zu Hause. Der Firmenlaptop und die aufgeschlagenen Schulbücher wieder auf demselben Tisch, daneben vielleicht noch das Kindergartenkind, das Aufmerksamkeit braucht: Ganz so wird es diesmal nicht laufen. Denn viel mehr Eltern als während des ersten Lockdowns nehmen aus guten Gründen das Betreuungsangebot in Schulen und Kindergärten an, ja müssen es annehmen. Nicht nur, wenn sie in systemkritischen Bereichen arbeiten, sondern weil der Spagat zwischen Kinderbetreuung, Homeschooling und Erwerbsarbeit schon im Frühjahr für die meisten Eltern (meist traf es die Mütter) nicht zu schaffen war. Wie auch?
Schwer genug für die Eltern, jetzt die „richtige“Entscheidung zu treffen. Wer wollte schon den neuerlichen Lockdown? Noch dazu in der Schule? Noch dazu, wo die Schulstandorte teils völlig unterschiedlich kommunizieren? Zugleich drängt sich der Eindruck auf, dass der breite Protest gegen die Schulschließungen durch die Regierung von der Opposition instrumentalisiert wird. Vor allem in Wien, wo SPÖ und Neos gerade ihre Zusammenarbeit bejubeln. In manchen Schulen würde die Hälfte der Kinder in die Betreuung kommen, verkündet der rote Wiener Bildungsdirektor wie eine Frohbotschaft. Nachsatz: „Je mehr Kinder kommen, umso besser.“Echt jetzt?
Klingt fast so, als ginge es darum, der türkis-grünen Regierung eins auszuwischen. Ähnlich die Neos, die weiter gegen die Schulschließungen zu Felde ziehen.
Ja, die Schulschließungen sind umstritten, auch unter Experten. Ja, sie wären vielleicht vermeidbar gewesen – vor allem, wenn die Regierung früher gehandelt hätte, statt nun eine Vollbremsung hinzulegen (das werden wir wohl erst im Nachhinein wissen). Und ja, Bund und Länder haben die Wucht der zweiten Welle unterschätzt – die Vorbereitung war mangelhaft und chaotisch, teils auch an Schulen.
Aber wer seine Kinder in Betreuung schickt, will damit keinen politischen Akt setzen, sondern tut es, weil es nicht anders geht. Und natürlich ist Betreuung gerade für Kinder, die von ihren Eltern nicht unterstützt werden, besonders wichtig. Was niemand braucht, sind parteitaktische Spielchen. Von keiner Seite. Auch nicht vonseiten der Regierung, die suggeriert, dass nach dem harten Lockdown „ein Weihnachten wie früher“möglich sein könnte, um die Leute nur ja zum Durchhalten zu animieren. Man sollte weder Eltern noch Kinder – man sollte niemanden im Land für dumm verkaufen. Dafür ist die Lage in den Spitälern einfach zu ernst.
MARIA.ZIMMERMANN@SN.AT