Salzburger Nachrichten

Obama ermahnt Trump

Der frühere US-Präsident Barack Obama hat seinen Nachfolger Donald Trump eindringli­ch aufgeforde­rt, sein Ego zu überwinden und seine Wahlnieder­lage einzugeste­hen.

- SN, dpa

US-Behörden haben die Vorwürfe längst zurückgewi­esen, seine Anwälte mildern ihre Klagen bereits ab – aber US-Präsident Donald Trump verbreitet via Twitter noch immer die Geschichte vom Wahlbetrug. „I won the election!“, schrieb er noch am Montag.

Zum Einlenken ermahnte ihn Sonntagabe­nd sein Vorgänger Barack Obama. Er warf Donald Trump in einem Interview mit dem Sender CBS vor, „die Realität zu leugnen“. Er solle seine Niederlage eingestehe­n. „Wenn Ihre Zeit vorbei ist, dann ist es Ihre Aufgabe, das Land an die erste Stelle zu setzen und über Ihr eigenes Ego, Ihre eigenen Interessen und Ihre eigenen Enttäuschu­ngen hinauszude­nken“, sagte Obama.

Der ehemalige Präsident war am Wochenende in den US-Medien präsent wie lange nicht. Grund war eine Reihe von Interviews, die er anlässlich seines neuen Buchs gegeben hat. 768 Seiten stark sind die Memoiren „A Promised Land“, die in zwei Teilen auf den Markt kommen. Der erste erscheint am Dienstag gleichzeit­ig mit dem englischen Original auch in der deutschen Übersetzun­g „Ein verheißene­s Land“. Ein Titel, der zum Amerika der Gegenwart nicht so recht passen will. Und da passt es dann doch wieder recht gut, wenn Obama mit den Entwicklun­gen in der US-amerikanis­chen Politik seit 2008 in weiten Teilen des Buchs abrechnet.

Seine Leser erfahren, wie Obama seinen Einzug ins Weiße Haus erlebt hat. Mit dem Wahljahr erhielt die Polarisier­ung der amerikanis­chen Politik im Rückblick des demokratis­chen Politikers – so beschreibt es CNN – einen entscheide­nden Schub. „Es war, als ob allein meine Anwesenhei­t im Weißen Haus eine tief sitzende Panik losgelöst hätte, eine Vorstellun­g, dass die natürliche Ordnung gestört worden sei“– beschreibt Obama im Rückblick seine Wahl zum ersten schwarzen Präsidente­n der USA.

Deshalb habe Trump – so fasst es der Fernsehsen­der CNN zusammen – mit Unterstell­ungen begonnen, dass Obama nicht in den USA geboren und daher kein legitimer Präsident gewesen sei. „Millionen von Amerikaner­n, die über einen Schwarzen im Weißen Haus erschrocke­n waren, versprach er ein Heilmittel für ihre rassistisc­hen Ängste“, konstatier­t Obama.

In einer Besprechun­g für die „New York Times“schrieb die nigerianis­che Autorin Chimamanda Ngozi Adichie, Obama gehe es in dem Buch mehr um die Politik als um persönlich­e Dinge. Sie wünschte sich mehr Emotionen, auch wenn das Buch „nahezu immer ein Vergnügen“sei.

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Barack Obama, US-Präsident 2009–2017

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