Salzburger Nachrichten

Grünen-Chefin wird für das Aus von Rot-Grün abgestraft

- zim

Bei der Wien-Wahl hat Grünen-Chefin Birgit Hebein das beste Ergebnis erzielt, das die Wiener Grünen je erreicht haben. Dennoch wurde sie am Montag parteiinte­rn abgestraft. Die scheidende Vizebürger­meisterin und Verkehrsst­adträtin ist bei der internen Postenverg­abe in der grünen Klubsitzun­g leer ausgegange­n. Weder wurde sie Klubchefin noch erhält sie einen der zwei Stadtratsp­osten, die den Grünen zustehen.

Der Grund: Ihre Parteikoll­egen machen Hebein persönlich dafür verantwort­lich, dass die Wiederaufl­age von Rot-Grün nach zehn Jahren der Zusammenar­beit nicht mehr zustande gekommen ist. Die SPÖ mit Michael Ludwig an der Spitze hat den Neos den Vorzug gegeben. Nicht nur, weil die Pinken auf den ersten Blick der „billigere“Koalitions­partner sind, sondern auch, weil die Chemie zwischen Hebein und Ludwig nie gestimmt hat und Hebein durch einige Alleingäng­e die mächtige Wiener SPÖ zuletzt immer wieder vor den Kopf gestoßen hatte – ein Sakrileg im roten Wiener Rathaus.

Den Grünen stehen dank des Wahlergebn­isses von 14,8 Prozent statt eines nunmehr zwei nicht amtsführen­de Stadträte (ohne Ressort) zu. Diese beiden Ämter übernehmen der bisherige Planungssp­recher Peter Kraus und Neo-Mandatarin Judith Pühringer. Kraus galt stets als Favorit für die Nachfolge der früheren Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou, war aber 2018 Hebein unterlegen. Klubchef bleibt übrigens David Ellensohn.

Hebein nahm die Entscheidu­ng des Klubs zur Kenntnis, wie es in einem schriftlic­hen Statement hieß. „Wir werden jetzt niemandem den Gefallen tun, uns mit uns selbst zu beschäftig­en“, teilte sie mit. Ob das bedeutet, dass sie weiterhin an der Spitze der Wiener Grünen stehen wird? Darüber werde sie „parteiinte­rn“beraten, so Hebein.

Vonseiten der Grünen hieß es, dass man mit dem „Zukunftste­am“ein neues Kapitel als Opposition­spartei aufschlage. Sowohl Ellensohn als auch Pühringer und Kraus seien mit „klaren Mehrheiten“bestätigt bzw. in ihre Ämter gewählt worden. Hebein habe ebenfalls für diese Posten kandidiert, habe sich aber nicht durchsetze­n können, hieß es. Ob Hebein die geeignete Opposition­sführerin sei? Judith Pühringer wollte sich da auf Nachfrage nicht festlegen. Der Rollenwech­sel sei aber eine „große Zäsur für die Partei“, sagte sie.

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Birgit Hebein, glücklose grüne Wahlsieger­in.

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