Dutzende Buben missbraucht
In Niederösterreich wurde ein Mann ausgeforscht, der seine Opfer über das Internet ansprach. In Innsbruck stand ein Lehrer vor Gericht, der seine Taten auch noch filmte.
Sechs Jahre lang soll ein Mann (27) aus dem Bezirk Amstetten 52 minderjährige Burschen missbraucht haben. Der Mann sitzt in der Justizanstalt in St. Pölten in U-Haft. Der Österreicher nutzte Messengerdienste, um an seine Opfer heranzukommen. Anschließend bot er Geld, um an einschlägige Videoaufnahmen zu gelangen oder die Jugendlichen zu persönlichen Treffen zu verleiten.
Die sexuellen Übergriffe soll der 27-Jährige dann in seiner Wohnung, seinem Pkw, aber auch in abgelegenen Waldstücken verübt haben. Im Mai flog der Mostviertler auf, nachdem er Kontakt zu einem Zwölfjährigen aufgenommen hatte – wie üblich via Messengerdienst. Von einem geplanten Treffen erfuhr die Staatsanwaltschaft St. Pölten, am 13. Mai wurde der Beschuldigte in seiner Wohnung festgenommen.
Bei den folgenden Ermittlungen kam auch ans Licht, dass der 27-Jährige gemeinsam mit einem 22 Jahre alten türkischen Staatsbürger aus dem Bezirk Amstetten über längere Zeit einen psychisch beeinträchtigten Mann regelrecht gequält hatte. Das Duo soll unter anderem Zigaretten auf dem Körper des 23-Jährigen ausgedämpft haben. Nicht zuletzt soll der 27-jährige Hauptbeschuldigte auch geschlechtliche Handlungen an der psychisch beeinträchtigten Person vorgenommen haben. Für den 22-jährigen Türken klickten am 18. September die Handschellen.
Der Leiter des Referats Kinderpornografie und Sexualstraftaten im Bundeskriminalamt, Jürgen Ungerböck, sagt, dass viele Täter professionell im Internet auf Opfersuche gingen. „Es gibt Fälle, wo Täter mehrere Facebook-Accounts gleichzeitig gehabt und mehrere Kinder gleichzeitig angesprochen haben“, sagt Ungerböck. Meist werde dann versucht, ein Verhältnis zu dem Opfer aufzubauen. „Die Täter geben sich oft als Gleichaltrige aus oder als Mädchen“, sagt er. Mit der Zeit werde dann versucht, Nacktfotos zu bekommen oder Kinder zu sexuellen Handlungen zu verleiten. „All das ist schwerer sexueller Missbrauch“, sagt Ungerböck. Eher seltener sei, dass es dann auch zu direkten Kontakten komme. „Wichtig ist vor allem, die Kinder zu sensibilisieren, dass sie solche Bitten von Internetbekanntschaften ablehnen“, sagt Ungerböck.
Ein zweiter Fall von Kindesmissbrauch wurde am Montag vor dem Landesgericht in Innsbruck verhandelt. Ein Lehrer (40) war unter anderem wegen Vergewaltigung, geschlechtlicher Nötigung und sexuellen Missbrauchs angeklagt. Der Mann soll laut Anklage einen Schüler zwei Mal vergewaltigt haben und über Jahre viele andere Buben geschlechtlich genötigt oder missbraucht haben. Außerdem soll der Angeklagte sexuelle Handlungen heimlich gefilmt und auf seinem PC archiviert haben. 48 Opfer listete die Staatsanwaltschaft auf. Die Staatsanwältin sprach von einem „besonderen Strafverfahren“aufgrund der hohen Anzahl an Opfern. Da alle Taten durch Fotos und Videoaufnahmen sehr gut dokumentiert seien, sei für die Verhandlung keine Einvernahme der Opfer geplant, führte die Anklägerin aus. Zugang zu den Burschen verschaffte sich der Lehrer über die Schule. Der 40-Jährige Mann hatte das Image eines kumpelhaften Lehrers und sei zu den Buben freundlich gewesen. Um sie dazu zu überreden, an den Handlungen teilzunehmen, habe er ihnen Alkohol, Zigaretten und schulische Vergünstigungen angeboten, er drohte den Schülern aber auch mit schlechten Noten. Das Urteil: 8,5 Jahre Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.