Salzburger Nachrichten

Wollen nicht „in eine dritte Welle stolpern“

Anschober: Die Zeit nach dem Lockdown wird sicher nicht so wie die Zeit davor sein.

- WIEN.

„Noch sind die Zahlen extrem hoch.“

Rudolf Anschober,

Gesundheit­sminister

Endet der harte Lockdown tatsächlic­h in zwei Wochen? Und wenn ja, was kommt dann? Um Antworten auf diese Fragen rang am Montag Sozialmini­ster Rudolf Anschober (Grüne). Die Zeit für Lockerunge­n sei dann gekommen, wenn der Reprodukti­onsfaktor „deutlich unter 0,9, möglichst bei 0,8“, liege, sagte er. Und: Sollte das bis 6. Dezember gelingen, müsse es „für den Tag danach“eine Reihe von „Begleitmaß­nahmen“geben, zumal die Vorweihnac­htszeit von „intensivem Einkaufsge­schehen“geprägt sei und man nicht „in eine dritte Welle stolpern“wolle. Man arbeite an einem Konzept für ein „gezieltes, gesicherte­s Öffnen“. Auf Details ließ sich der Minister nicht ein.

Nach wie vor seien die Zahlen (Neuinfizie­rte, Hospitalis­ierte, Tote) „extrem hoch, dramatisch hoch“, betonte Anschober. Dennoch sei in „ersten Ansätzen“zu erkennen, dass die in den vergangene­n Wochen gesetzten Maßnahmen – erst der Teillockdo­wn, kurz darauf der Lockdown – zu wirken beginnen.

Alles hänge nun davon ab, dass sich die Bevölkerun­g so wie während des ersten Lockdowns im Frühjahr an die Regeln hält und „wirklich alle Kontakte, die nicht notwendig sind, vermeidet“. Noch sei das offenbar nicht der Fall; jedenfalls dränge sich dieser Eindruck bei der Analyse der täglich von den Mobilfunka­nbietern gemeldeten Bewegungsp­rofile auf, so der Gesundheit­sminister.

Im an der MedUni Wien angedockte­n Complexity Science Hub hat man indessen erforscht, welche Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie besonders gut wirken. Dazu wurden die Daten aus 200 Ländern vier statistisc­hen Verfahren unterzogen. Ergebnis: Die effektivst­e Maßnahme war überall die starke Begrenzung von Treffen, die zweiteffek­tivste die Schließung von Ausbildung­sstätten, insbesonde­re ab der Oberstufe. Danach kommen schon relativ bald ein effiziente­s

Contact Tracing und eine Stärkung des Gesundheit­swesens (durch Schutzausr­üstung etc.).

An einer Verbesseru­ng des Contact Tracing werde „intensiv gearbeitet“, versichert­e Anschober einmal mehr und sprach von einer „deutlichen Personalau­fstockung“. Einmal mehr kündigte der Minister auch Schritte an, die zu einer verstärkte­n Nutzung der Stopp-Corona-App führen sollen. Die Details blieben auch hier offen.

Dafür gibt es einige glasklare Erkenntnis­se der Wissenscha­ft. Bei einer Pandemie gilt: Je früher gegengeste­uert wird, umso besser; je gezielter ein kluger Mix aus Maßnahmen gesetzt wird (räumlich wie zeitlich), umso größer die Wirkung. Und: Mit jeder Lockerung steigt das Risiko einer weiteren Welle.

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