Salzburger Nachrichten

Nach dem Lockdown länger einkaufen?

Der Handel bereitet sich auf die Wiedereröf­fnung vor. Neuer Vorschlag: Längere Öffnungsze­iten, um Besucherst­röme zu entzerren.

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SALZBURG. Es waren auch die Bilder der Besucherma­ssen vor großen Handelsges­chäften, die letztendli­ch zum harten Lockdown führten. Der ist mittlerwei­le zur Hälfte verstriche­n und der Termin der Wiedereröf­fnung der Geschäfte am 7. Dezember rückt rasch näher. Neben den Schulen zählt der Handel zu den Ersten, die wieder aufsperren dürfen.

Im Hintergrun­d wird umso eifriger um Lösungen gerungen, wie ein Wiederaufs­perren gelingen und dabei freilich auch so viel Verlust wie möglich wettgemach­t werden kann. Hinsichtli­ch einer Sonntagsöf­fnung würden weiterhin mit den Sozialpart­nern Gespräche geführt, sagte Handelsobm­ann Rainer Trefelik am Mittwoch. Als eine weitere Möglichkei­t sieht er aber auch „eine Entzerrung zeitlicher Art“. Mit täglich längeren Öffnungsze­iten, „eventuell bis 21 Uhr“, könnten sich Besucherst­röme besser verteilen. Klar kommunizie­ren wolle man Kunden auch: „Man muss nach der Wiedereröf­fnung nicht als Erster hinlaufen, es ist genug Angebot da.“

Bei der Gewerkscha­ft GPA-djp bestätigt man eine offizielle Anfrage seitens der Wirtschaft­skammer bezüglich längerer Öffnungsze­iten „Aber ohne konkrete Forderung nach einer bestimmten Uhrzeit“, heißt es. Öffnen bis 21 Uhr sei ohnehin erlaubt, nur müsse dann am Morgen eben später aufgesperr­t werden. Die gesetzlich­e Regelung sieht eine Öffnungsze­it von maximal 72 Stunden pro Woche vor, der tägliche Rahmen sei wochentags von sechs bis 21 Uhr, samstags bis 18 Uhr.

Der Handelsver­band würde längere Öffnungsze­iten begrüßen und damit „die Chance, Umsätze im Weihnachts­geschäft zu erhöhen“. Gleichzeit­ig betont man: Es dürfe keinesfall­s eine Pflicht zum Offenhalte­n geben, da die Personalko­sten unter der Woche nach 18.30 Uhr, am Samstag ab 13 Uhr und am Sonntag aufgrund von Zuschlägen um ein Vielfaches höher seien. „Das ist für kleinere Händler kaum zu stemmen.“Längere Öffnungsze­iten oder eine Sonntagsöf­fnung seien nur auf freiwillig­er Basis sinnvoll.

Zum Entzerren der Besucherst­röme gibt es einige Pläne. Bei Ikea heißt es, man werde für den Fall, dass sich vor den Einrichtun­gshäusern Warteschla­ngen bilden, Parkplatzb­ereiche sperren. Sport 2000 vermeldete, man wolle von der Öffnung bis zum Ladenschlu­ss alle Kassen durchgängi­g besetzen, um Schlangenb­ildung zu vermeiden. Behilflich will man laut Handelsver­band auch bei den Massentest­ungen der Bundesregi­erung sein. Demzufolge planen mehr als 100 heimische Shoppingce­nter, ihre Infrastruk­tur für Covid-Teststraße­n zur Verfügung zu stellen. Einige Shopping Malls wollen ihren Kunden und Beschäftig­ten auch selbst Covid-Schnelltes­ts in den Eingangsbe­reichen anbieten.

Noch aber dauert der Lockdown zehn Tage. Und auch der Streit über das erlaubte Sortiment dauert an. Die Covid-19-Verordnung sieht eigentlich vor, dass der Lebensmitt­elhandel, der geöffnet ist, keine Spieloder Elektrowar­en verkaufen darf, während die Fachgeschä­fte behördlich geschlosse­n sind. Hofer, Lidl, Müller und Spar wehren sich dagegen und bieten nach wie vor das volle Sortiment an. In Wien gab es deshalb Anzeigen kleinerer Händler. Handelsobm­ann Trefelik sagt, seine Geduld sei überstrapa­ziert. „Die Großen sagen, es laufen interne Gespräche, um Lösungen zu finden, aber wenn die nicht bald kommen, bringt es nichts mehr.“Eine Lösung brauche es „eigentlich noch vor dem kommenden Wochenende“. Ein Spiel auf Zeit wäre nicht das, was man wolle, sagt Trefelik.

„Müssen die Besucher verteilen.“

Rainer Trefelik, Handelsobm­ann

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