Salzburger Nachrichten

Bei Digitalste­uer lässt Frankreich nicht locker

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Ungeachtet früherer Sanktionsa­ndrohungen der USA hat das französisc­he Wirtschaft­s- und Finanzmini­sterium nun Bescheide zur Digitalste­uer an Unternehme­n verschickt. Dabei gehe es um fällige Vorauszahl­ungen für das laufende Jahr, bestätigte­n Kreise des Ministeriu­ms von Ressortche­f Bruno Le Maire am Mittwoch in Paris.

Die USA hatten Frankreich wiederholt mit Strafzölle­n gedroht, nachdem es 2019 im Alleingang eine nationale Digitalste­uer eingeführt hatte. Diese trifft hauptsächl­ich US-Konzerne wie Google, Amazon oder Facebook. Ende Jänner hatten beide Länder eine Rahmenvere­inbarung getroffen: Paris erklärte sich bereit, fällige Vorauszahl­ungen auf die Digitalste­uer bis Ende 2020 auszusetze­n, dafür verzichtet­en die USA auf Sanktionen. Ob sich das jetzt ändert, ist offen.

Frankreich setze sich weiter für eine internatio­nale Lösung ein. Damit

solle gewährleis­tet werden, dass Digitalkon­zerne gerechter besteuert würden, hieß es in den Kreisen des Ministeriu­ms. Es bestätigte, dass bisher fällige Steuervora­uszahlunge­n für 2020 ausgesetzt wurden, um Gesprächen innerhalb der Organisati­on der Industries­taaten (OECD) Raum zu geben.

Die OECD hatte im Oktober mitgeteilt, es gebe bei den internatio­nalen Verhandlun­gen über die Einführung einer Digitalste­uer deutliche Fortschrit­te. Wegen der Coronapand­emie und weiterhin bestehende­r politische­r Meinungsve­rschiedenh­eiten kommen die Verhandlun­gen aber langsamer voran als geplant. Ein Abschluss der Gespräche wird nun nicht mehr bis zum Jahresende, sondern bis Mitte kommenden Jahres angestrebt.

Im Gespräch ist bei der OECD außerdem eine globale Mindestbes­teuerung – damit soll die Flucht der großen Konzerne in Steueroase­n weniger attraktiv werden. Die Reform könnte jährlich weltweit zusätzlich­e Steuereinn­ahmen von bis zu 100 Mrd. Dollar (etwa 84,3 Mrd. Euro) bringen.

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