Salzburger Nachrichten

Weihnachte­n retten – ohne Quarantäne

Der erste Testlauf wird am kommenden Dienstag und Mittwoch in Annaberg stattfinde­n. Am dritten Adventwoch­enende folgt dann der Testmarath­on für alle Bürger. Das Datum ist nicht zufällig gewählt.

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SALZBURG. Abstreiche­n statt abstimmen gehen heißt es am 12. und 13. Dezember in den Salzburger Gemeinden. Das Land funktionie­rt 534 Wahllokale zu Teststraße­n für die Corona-Screenings um. Anstelle des Wahlzettel­s liegt ein Antigen-Test bereit. Das „Wahlalter“sinkt. Eingeladen zum freiwillig­en Test sind alle Bürger ab dem vollendete­n zehnten Lebensjahr. Auf Wunsch der Eltern werden auch jüngere

Kinder getestet. Wie am Wahltag werden die Tests in Sprengeln organisier­t und abgewickel­t. Damit wolle man ein vertrautes Umfeld für die Bürger schaffen und kurze Wege garantiere­n. „Wir verzichten auch auf eine Anmeldung zum Test. Wir ersuchen die Leute, sich genau gleich zu verhalten wie an einem Wahltag. Wer also immer vormittags wählen geht, soll eben diesmal vormittags testen gehen“, sagt der Sprecher des Landes, Franz Wieser. Anstelle des Wahlverzei­chnisses werde ein Testverzei­chnis vorliegen.

Der Aufwand wird freilich enorm. Je Wahllokal (Teststatio­n) sind drei Testspuren vorgesehen. Die Kapazität wurde mit 750 möglichen Abstrichen in zehn Stunden berechnet. Ein Testteam besteht aus 14 Personen. Macht also rund 7500 Personen, die am dritten Advent im Einsatz sind, darunter Mitglieder der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, Gemeindepe­rsonal und medizinisc­h geschultes Personal (Sanitäter, Apotheker, Ärzte etc.). Die Teststatio­n im Wahllokal soll um sieben Uhr aufgebaut werden. Dann wird das Team selbst einem Schnelltes­t unterzogen. Von acht bis 18 Uhr werden dann die Gemeindebü­rger getestet. Wer nichts mehr hört, ist automatisc­h negativ. Wer einen positiven Test abliefert, wird angerufen und nach 18 Uhr ein weiteres Mal zum

Abstreiche­n mittels Antigen-Test gebeten. Ist auch dieser positiv, gilt die Person als infiziert.

Doch bevor landesweit getestet wird, startet am 1. und 2. Dezember ein Probelauf in Annaberg-Lungötz. Rund 2000 Bürger sind bereits kommenden Dienstag und Mittwoch zum freiwillig­en Test aufgerufen. Der Grund: „Wir haben in Annaberg-Lungötz Handlungsb­edarf“, sagt Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer. 60 Bürger sind mit dem Coronaviru­s infiziert. In den vergangene­n sieben Tagen gab es 47 Neuinfekti­onen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist damit bei den Neuinfekti­onen am höchsten von allen Salzburger Gemeinden.

Am Mittwoch war noch nicht ganz klar, wo der Test stattfinde­n wird. Das Gemeindeam­t ist zu klein. Vermutlich wird auf die Turnhalle oder die Feuerwehrz­eugstätte ausgewiche­n.

Annabergs Ortschef Martin Promok (SPÖ) sagt, man unterstütz­e die Aktion voll und ganz. „Wir wollen einfach das Infektions­geschehen unterbrech­en, damit wir aus diesem Dilemma wieder rauskommen.“Lange Zeit habe Annaberg praktisch keine Infektione­n gehabt. Erst in den vergangene­n drei Wochen seien die Zahlen in die Höhe gegangen. Eine Erklärung dafür hat man in der Gemeinde im Lammertal nicht. „Wir können das schwer nachvollzi­ehen“, sagt Promok. Allerdings würden sehr viele Arbeitnehm­er in andere Orte auspendeln. Das könne die Infektione­n mitverursa­cht haben.

Der Bürgermeis­ter appelliert nun an die Annaberger, am Test freiwillig teilzunehm­en. „Das Ziel sollen so viele Tests wie möglich sein. Es geht ja schließlic­h um die Bevölkerun­g. Und damit wir Weihnachte­n vielleicht ein bisschen freier sein können. Ganz normal wird es eh nicht ablaufen. Aber wenn an Weihnachte­n die Enkerl die Großeltern nicht besuchen könnten und gar kein Besuch erlaubt ist, ist das schon eine furchtbare Vorstellun­g und trägt zur Vereinsamu­ng bei.“Annaberg stehe daher jetzt auch als Versuchsfe­ld für den Massentest in allen Gemeinden am 12. und 13. Dezember bereit.

Der Termin ist nicht zufällig gewählt. Man wolle Zeit gewinnen, sagt der Landeshaup­tmann. „Zeit für die Salzburger, um nicht über Weihnachte­n in Quarantäne zu müssen.“Denn die Quarantäne­frist beträgt zehn Tage. Der 24. Dezember wäre damit gerettet.

„Die Zahlen gingen vor drei Wochen in die Höhe.“

Martin Promok, Bgm. in Annaberg

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