Der Falco, die Schüler und die Lehrer
Erstaunlich, welche Schlüsse aus der Unterrichtssituation gezogen werden.
„Nie mehr Schule, keine Schule mehr“ist eines der wenigen wirklich schwachen Lieder von Falco. Er wollte damals wohl einen Hit erzwingen und dachte, dazu wäre dieser Refrain die ideale Brechstange, denn die Schule ist in unserer Gesellschaft traditionell negativ besetzt. Sie wird bestenfalls als notwendiges Übel angesehen, um ins wirkliche Leben aufsteigen zu dürfen.
Aber nun scheint das plötzlich anders zu sein. Hatte Falco in seinem Liedl noch für seine Verhältnisse äußerst unelegant
„denn der Umstand ist bekannt, zu viel Schule macht dich krank“gereimt, beklagen heute Psychologen im Dutzend, unsere Kinder würden traumatisiert, wenn sie mehrere Wochen nicht in die Schule dürften, denn die Schule sei ein unverzichtbarer Teil ihres sozialen Lebens, ein Ort der Entwicklung und der Kommunikation.
Wenn wir das bloß schon früher gewusst hätten.
Ganz ähnlich ist es mit den Lehrern. In den letzten Jahren konnte man fast das Gefühl bekommen, sie würden in ihrer analogen Form nur mehr im Weg stehen, weil sich im modernen Unterricht die vor allen möglichen Kompetenzen strotzenden Schüler den Stoff selbstständig und selbstbestimmt aus dem unerschöpflichen Wissensspeicher des weltweiten Netzes saugen. Und nun heißt es plötzlich, die Schüler würden ihrer Bildungschancen beraubt, weil sie genau das zuhause tun sollen. Erkennt man nun wieder die Qualität eines Unterrichts, in dem ein Mensch mit entsprechenden Qualifikationen, dem sein Fachgebiet ein Anliegen ist, Wissen und dessen Aneignung – natürlich unter Einsatz moderner Technik und Methodik – von Angesicht zu Angesicht vermittelt?
Und wird sich noch irgendjemand an diese Erkenntnisse erinnern, wenn das Gröbste vorbei ist?