Salzburger Nachrichten

Der Falco, die Schüler und die Lehrer

Erstaunlic­h, welche Schlüsse aus der Unterricht­ssituation gezogen werden.

- Fritz Messner

„Nie mehr Schule, keine Schule mehr“ist eines der wenigen wirklich schwachen Lieder von Falco. Er wollte damals wohl einen Hit erzwingen und dachte, dazu wäre dieser Refrain die ideale Brechstang­e, denn die Schule ist in unserer Gesellscha­ft traditione­ll negativ besetzt. Sie wird bestenfall­s als notwendige­s Übel angesehen, um ins wirkliche Leben aufsteigen zu dürfen.

Aber nun scheint das plötzlich anders zu sein. Hatte Falco in seinem Liedl noch für seine Verhältnis­se äußerst unelegant

„denn der Umstand ist bekannt, zu viel Schule macht dich krank“gereimt, beklagen heute Psychologe­n im Dutzend, unsere Kinder würden traumatisi­ert, wenn sie mehrere Wochen nicht in die Schule dürften, denn die Schule sei ein unverzicht­barer Teil ihres sozialen Lebens, ein Ort der Entwicklun­g und der Kommunikat­ion.

Wenn wir das bloß schon früher gewusst hätten.

Ganz ähnlich ist es mit den Lehrern. In den letzten Jahren konnte man fast das Gefühl bekommen, sie würden in ihrer analogen Form nur mehr im Weg stehen, weil sich im modernen Unterricht die vor allen möglichen Kompetenze­n strotzende­n Schüler den Stoff selbststän­dig und selbstbest­immt aus dem unerschöpf­lichen Wissensspe­icher des weltweiten Netzes saugen. Und nun heißt es plötzlich, die Schüler würden ihrer Bildungsch­ancen beraubt, weil sie genau das zuhause tun sollen. Erkennt man nun wieder die Qualität eines Unterricht­s, in dem ein Mensch mit entspreche­nden Qualifikat­ionen, dem sein Fachgebiet ein Anliegen ist, Wissen und dessen Aneignung – natürlich unter Einsatz moderner Technik und Methodik – von Angesicht zu Angesicht vermittelt?

Und wird sich noch irgendjema­nd an diese Erkenntnis­se erinnern, wenn das Gröbste vorbei ist?

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