Nordisches Trio zwischen Hoffnung und Sorge
Eine Woche nach den Skispringern starten auch die Kombinierer, Langläufer und Biathleten in die Weltcupsaison, die jedoch von der Angst einer Corona-Ansteckung geprägt ist.
Nichts fürchten Ausdauersportler mehr als einen grippalen Infekt. Der Körper ist tagelang geschwächt, die Leistungsfähigkeit oft über Wochen eingeschränkt. Umso größer ist freilich die Angst vor einer Ansteckung mit dem gemeingefährlichen Coronavirus, das am Mittwoch das österreichische Springerteam (Trainer Andreas Widhölzl, Gregor Schlierenzauer und Philipp Aschenwald) mit voller Wucht erfasst hat. Und doch starten Kombinierer, Langläufer und Biathleten am Wochenende voller Hoffnung in den Weltcupwinter. Im Fokus stehen mit Mario Seidl, Teresa Stadlober und Simon Eder drei Salzburger.
Kombination
Zum Alltag gehören auch bei den Kombinierern sogenannte Sicherheitsbubbles. Mario Seidl will sich in seiner Comebacksaison aber weder von der hohen Zahl an Coronatests noch von der Reduzierung des Weltcupkalenders – Otepää in Estland hat seine Bewerbe abgesagt, Lillehammer sein Programm auf 2021 verschoben – aus dem Konzept bringen lassen. Der 27-jährige Salzburger kehrt nach einem Kreuzbandriss mit neuem Elan und neuem Kopfsponsor in den Kombiweltcup zurück. Er ist laut ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher und auch seiner eigenen Einschätzung nach „springerisch auf einem recht guten Level“. Auch Cheftrainer Christoph Eugen attestiert Seidl, dass er im Saisonverlauf für die „Big Points“, die zuletzt im ÖSVTeam gefehlt haben, sorgen könnte. „Die Topform soll bei der WM (Ende Februar in Oberstdorf, Anm.) kommen, aber die Athleten sind schon jetzt gut beisammen“, sagte Eugen.
Im achtköpfigen ÖSV-Weltcupteam vorerst nicht mit von der Partie ist Ex-Weltmeister Bernhard Gruber, der nach einer Herzoperation von den Ärzten grünes Licht für die Fortsetzung seiner Spitzensportkarriere bekam. Wann der Gasteiner zurückkehrt, steht noch nicht fest. „Bei Berni ist das Wichtigste die Gesundheit, die hat er Gott sei Dank wiedererlangt. Er hat die Option offen, dass er jederzeit bei einem Wettkampf starten kann“, erklärte Sportdirektor Stecher.
Langlauf
Das österreichische Langlauf-Nationalteam ist auch 2020/21 quasi eine „One-Woman-Show“: Teresa Stadlober hofft nach einer „guten Vorbereitung trotz der Einschränkungen durch die Coronapandemie“auf einen möglichst reibungslosen Weltcupwinter. Während die 27-Jährige topfit in den Auftakt ab Freitag in
Ruka geht und ihre erste WMMedaille als großes Saisonziel ausgibt, wurde ihr Umfeld daheim von der zweiten Coronawelle voll erfasst. Im Laufe ihres letzten Trainingskurses im finnischen Muonio, 2300 Kilometer weg von der Heimat, erfuhr sie von den Infektionen ihrer Eltern Roswitha und Alois Stadlober. Sie mussten mit leichten Symptomen in Quarantäne, sind mittlerweile aber wieder genesen.
Keine Freude hat Teresa Stadlober mit den uneinheitlichen Coronaregelungen an verschiedenen Veranstaltungsorten. Die FIS habe hier keinen guten Vorbereitungsjob gemacht, sagte die Gesamtweltcupzehnte des Vorjahrs und berichtete von „ziemlich unkoordinierten Abläufen“nach der Ankunft in Ruka. Erstes Rennen am Freitag ist ein Sprint in der klassischen Technik.
Biathlon
Mit 37 Jahren wird der Saalfeldner Simon Eder beim Weltcupstart
in Kontiolahti (FIN) ab Samstag der Senior im Starterfeld sein. Dass ältere Arbeitnehmer eine Krise als Erste zu spüren bekommen, war das prägende Erlebnis von Simon Eder in der Coronazeit: Im Sommer beendete sein Kopfsponsor die Zusammenarbeit. „Eine zache Zeit, zum Glück habe ich das Bundesheer als langjährigen Partner an meiner Seite.“Eder legt als technischer Betreuer in Hochfilzen bereits die Basis für die Karriere danach. Dass er das Gewehr beherrscht wie kaum ein anderer, zeigte er bei den jüngsten Testrennen. Mit dem um 13 Jahre jüngeren Tiroler Felix Leitner lieferte er sich ein Sekundenduell mit fehlerfreien Schießeinlagen.
Vor Covid-19 hat der oft von Atemwegsproblemen geplagte Eder großen Respekt: „Für Ausdauersportler wären Folgeschäden wie Einbußen im Lungenvolumen ganz schlimm.“Nebeneffekt der umfassenden Vorsichtsmaßnahmen: „Ich war heuer so wenig krank wie noch nie.“