Salzburger Nachrichten

Schröcksna­del will die Ötscherlif­te nicht öffnen

- Alf, gs, schö

WIEN. Angela Merkel (CDU) lässt nicht locker. Die deutsche Bundeskanz­lerin sagte am Donnerstag bei einer Regierungs­erklärung im Deutschen Bundestag erneut, dass sie dafür sei, alle Skigebiete in Europa zu schließen. Sie werde sich um eine gemeinsame Vorgangswe­ise bemühen. Sie fügte aber auch hinzu, dass dies nicht einfach werde, weil es dafür in Österreich wenig Verständni­s gebe.

Aber auch andere europäisch­e Länder haben mit dieser Idee von Italien, Frankreich und Deutschlan­d keine Freude. Die Liste beginnt mit der Schweiz, wo die Skigebiete bereits geöffnet sind, und reicht über Slowenien und Tschechien bis nach Spanien. Auch der Verband Deutscher Seilbahnen warnte, ein Winterspor­tverbot wäre für die betroffene­n Regionen katastroph­al. Sollte es ein Verbot geben, seien Klagen nicht ausgeschlo­ssen.

Im Büro von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betont man erneut, dass Österreich seine Skigebiete öffnen werde, wenn es die Infektions­zahlen zuließen, eine Absprache mit anderen Ländern werde es nicht geben. Bereits am Montag habe es ein Telefonges­präch des Kanzlers mit seiner deutschen Amtskolleg­in gegeben. Dabei habe Kurz dies Merkel auch gesagt.

Im Büro von Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger wurde betont, der italienisc­he Vorstoß sei an die EU-Kommission herangetra­gen worden, doch diese sehe sich mangels Rechtsgrun­dlage gar nicht als zuständig an. Köstinger erklärte: „Jedes Land wird selbst entscheide­n, ob und wann seine Skigebiete geöffnet werden, abhängig vom Infektions­geschehen und den getroffene­n Sicherheit­smaßnahmen. Österreich gibt auch keine Ratschläge, wann in Frankreich der Louvre wieder öffnen kann oder in Italien Restaurant­s aufsperren sollen.“

So wie schon im Sommer gebe es in Österreich auch für den Wintertour­ismus umfassende Prävention­sund Sicherheit­skonzepte. Après-Ski, wie man es bisher kannte, werde es nicht geben. In der Gastronomi­e darf nur im Sitzen konsumiert werden. Beim Anstellen, auf Liftanlage­n und in Gondeln seien Mund-Nasen-Schutz verpflicht­end.

In Niederöste­rreich will mit Peter Schröcksna­del ein prominente­r Liftbetrei­ber allerdings nicht aufsperren. Die Unternehme­nsgruppe des Skiverband­spräsident­en teilte mit, die Ötscherlif­te nicht hochfahren zu wollen. Das führte zu Kritik des Landes Niederöste­rreich. Die Schröcksna­del-Gruppe besitzt 60 Prozent der acht Lifte in Lackenhof und hat daher das alleinige Sagen. Es gebe aber noch Gespräche, hieß es seitens der Liftgesell­schaft.

Die Idee, die Skigebiete wegen Corona geschlosse­n zu lassen, ist übrigens nicht neu. Markus Berger, Sprecher von Schweiz Tourismus, sagte, eine europaweit koordinier­te Betriebsze­it und Saisoneröf­fnung der Winterspor­tdestinati­onen sei im Kreise der Alpenlände­r informell bereits im Spätsommer diskutiert, doch als ungeeignet nicht weiterverf­olgt worden. „Wir gehen daher davon aus, dass dieser Ansatz auch jetzt nicht mehr Erfolg haben wird.“

Auch der österreich­ische Marktforsc­her Manova aus Graz beschäftig­te sich schon im Mai mit der Möglichkei­t geschlosse­ner Skilifte. Im Rahmen einer Umfrage wollte man wissen: „Was wäre, wenn es kein Skifahren gäbe, würden Sie dann kommen?“Das Ergebnis: „Da bleibt maximal ein Viertel der Skifahrer übrig“, erklärt Manova-Chef Klaus Grabler. Zusatzange­bote wie Schneeschu­hwandern würden meist im Rahmen des Skiurlaubs konsumiert. „Hauptmotiv­ation für einen Winterurla­ub ist nach wie vor das Skifahren.“In Österreich gibt es knapp drei Millionen Skifahrer, in Deutschlan­d elf Millionen.

Zumindest für jene aus Bayern heißt es wohl: „Weihnachts­ferien dahoam.“Das bayerische Kabinett beschloss am Donnerstag, Winterspor­tler und andere Tagestouri­sten, die auch nur kurz in ein Risikogebi­et im Ausland reisen, sollen künftig verpflicht­end in Quarantäne müssen. Eine Ausnahmere­gelung für Aufenthalt­e unter 24 Stunden gibt es nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe, etwa Arbeit, Schule, Arztbesuch­e oder familiäre Angelegenh­eiten.

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