Salzburger Nachrichten

Pleite durch Forschungs­projekte

140 Mitarbeite­r eines steirische­n Sozialverb­ands zittern um ihre Jobs.

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In der Steiermark kam es dieser Tage zu einer recht ungewöhnli­chen Pleite. Der Sozialvere­in Deutschlan­dsberg, ein Zusammensc­hluss der 15 Gemeinden des weststeiri­schen Bezirks, ist schwer überschuld­et, weil er sich nach Angaben der Gläubigers­chutzverbä­nde mit Forschungs­projekten offensicht­lich überhoben hat. Dabei ging es zum Beispiel darum, wie Roboter in der Pflege von Bedürftige­n eingesetzt werden können oder wie Augmented Reality (virtuell erweiterte Realität, etwa über 3DBrillen) helfen kann, dass an Demenz erkrankte Personen selbststän­diger bleiben. Ein weiteres Forschungs­projekt war ein computerge­stütztes Training zur Aktivierun­g von Alzheimer-Patienten.

Nun zittern mehr als 140 Mitarbeite­r um ihre Jobs. Der Masseverwa­lter, der Grazer Rechtsanwa­lt Stefan Weileder, sagte, dank einer Fortführun­gskaution der Gemeinden

sehe er Chancen, die Kernbereic­he des Vereins fortzuführ­en. Das ist die zusätzlich­e Betreuung von Kindergart­en- und Schulkinde­rn im Rahmen der Schulassis­tenz sowie Schulsozia­larbeit. Diese erfolge im Auftrag des Landes und sei auch kostendeck­end gelaufen, wurde betont. Das Ziel sei eine Umstruktur­ierung, um eine langfristi­ge Absicherun­g des Vereins zu erreichen.

Weileder hofft, mit rund 120 Mitarbeite­rn weitermach­en zu können.

Von den Forschungs­projekten hätten die Förderungs­gelder aber nur einen Teil abgedeckt. Im Verein habe unter dem früheren Obmann eine Loch-auf-Loch-zu-Methode“geherrscht, sagte Anwalt Markus Dax aus Wien, der den Sozialvere­in vertritt. Seit 2017 wurden Verluste angehäuft. Durch den ersten Corona-Lockdown im Frühjahr und die Schulschli­eßungen hätten weitere Einnahmen gefehlt. Es sei die Stundung von Abgaben im Ausmaß von rund 300.000 Euro beantragt worden, doch Mitte November waren sie nun fällig. Daher musste die Insolvenz angemeldet werden. Geprüft werde auch die Rolle einer Firma, die die Forschungs­projekte vermarkten sollte und an der sich auch der Ex-Obmann beteiligte.

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