Salzburg benötigt auch Münchner Schützenhilfe
Um jeden Zentimeter Boden in der Münchner AllianzArena gefightet, in jeden Zweikampf ohne Rücksicht auf Verluste gegangen, ein großes Laufpensum absolviert und dazu auch noch spielerische Impulse gesetzt: Und dennoch in der vierten Runde der Champions League gegen Titelverteidiger Bayern München mit 1:3 (0:1) verloren. Die Ergebniskrise bei Red Bull Salzburg fand auch in München eine Fortsetzung.
Nach der Heimniederlage gegen die Bayern, dem Remis bei Rapid, der Pleite gegen Sturm Graz setzte es gegen den deutschen Rekordmeister am Mittwoch die dritte Niederlage in den vergangenen vier Pflichtspielen. Dabei zeigten die Bullen vor allem in der Königsklasse gegen die vermeintlich übermächtigen Bayern zwei Mal in vielen Phasen eine ganz starke Leistung. Aber warum reichte es dann zu keinem Punktgewinn? Die Salzburger konnten die Münchner zwar stressen und unter Druck setzen, aber die Klasse von Bayern-Torhüter Manuel Neuer, Salzburgs fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und die Effizienz der Münchner waren ausschlaggebend dafür, dass die Salzburger erneut mit hängenden Köpfen in die Kabine schlichen.
Viel Lob statt Punkten, davon können sich die Bullen nichts kaufen. Nur ein Zähler aus vier Partien, da scheint der Zug, die Gruppenphase zu überstehen, schon abgefahren. Da aber Atlético Madrid im Parallelspiel gegen Lok Moskau über ein 0:0 nicht hinauskam, dürfen die Salzburger auch weiter vom Fußballwunder, sprich Platz zwei, der zum Aufstieg in das Achtelfinale
berechtigt, träumen. Allerdings braucht Österreichs Serienmeister auch Schützenhilfe der Bayern. Gewinnt die Truppe von Trainer Jesse Marsch am Dienstag in Moskau gegen Lok und holen die Bayern gleichzeitig bei Atlético zumindest einen Punkt, dann gehen Andreas Ulmer und Co. am 9. Dezember im Heimspiel gegen Atlético in ein echtes Finale. Wie schon vor einem Jahr in der Partie gegen Liverpool.
Warum sollten die Salzburger diese beiden Partien auch nicht gewinnen können? Weder Lok noch Atlético spielen aktuell in Überform. Und die Bullen haben gegen
Bayern bewiesen, dass sie auch auf höchstem Niveau mithalten können. Aber es muss Marsch auch zu denken geben, dass Topleistungen nicht in Zählbares umgesetzt werden können. Die viel zu vielen Gegentreffer sind der überaus mutigen, aggressiven Spielweise geschuldet – die wird der Meister auch nicht ändern wollen. Aber das größte Problem in München war die mangelnde Chancenauswertung. Will die Marsch-Elf auf Europas größter Bühne auch mit Ergebnissen bestehen, dann darf man sich nicht solche Aussetzer vor dem gegnerischen Tor leisten wie die Bullen in München. Mindestens sechs Topchancen wurden oft kläglich verjuxt. Das muss auch Marsch zu denken geben. „Es ist fast das gleiche Gefühl wie zu Hause gegen Bayern
(2:6, Anm.), auswärts gegen Atlético (2:3), auswärts gegen Liverpool (3:4), zu Hause gegen Liverpool (0:2)“, sagte Marsch nach der dritten Niederlage in der Königsklasse in Folge. „Auf der einen Hand können wir daraus viel lernen, auf der anderen Hand sind wir fast da.“Aber eben nur fast. Marsch befand sich aber schon wieder im Kampfmodus: „Wir müssen stark bleiben, denn wir sind noch am Leben. Wir haben einen Zähler, aber wir können es noch schaffen.“Bayern-Trainer Hansi Flick brachte es auf den Punkt, warum die Münchner im Achtelfinale stehen und Salzburg Schlusslicht der Gruppe ist: „Am Ende steht ein Ergebnis. Mit der Effizienz bin ich sehr zufrieden.“