Regnet es Blumen, freut sich der Trainer
Österreichs Biathletinnen wollen mit dem langjährigen Erfolgstrainer der Deutschen endlich an die Spitze anschließen.
Erfolgsmenschen sind meist Frühaufsteher. Die Tagwache am Mittwoch um 2 Uhr früh hat aber auch Gerald Hönig einiges abverlangt. Sie war notwendig, um die coronakonforme Anreise zum Auftakt im Biathlonweltcup in Kontiolahti (FIN) zu bewältigen.
Der 62-jährige Thüringer soll das österreichische Frauenteam näher an die Weltspitze heranführen und dabei vor allem sein Know-how als Schießtrainer nützen. Er und Cheftrainer Markus Fischer bringen nicht nur deutsche Präzisionsarbeit ein, sondern auch eine Erfolgsbilanz sondergleichen: In seinen vier Jahren als Bundestrainer sammelten Hönigs Athletinnen 15 Medaillen bei Großereignissen und zwölf Weltcups. Was bewegt einen Coach mit dieser Bilanz, zum ÖSV zu gehen, der bei den Frauen genau einen Rennsieg im Weltcup vorweisen kann? „Es gab einige Anfragen, aber bei dieser aus dem deutschsprachigen Raum musste ich mir nicht lange den Kopf zerbrechen“, sagt er. Zudem habe er nach einigen Jahren in der zweiten Reihe den täglichen Kontakt zu den Sportlern vermisst: „Das war 35 Jahre lang der Schwerpunkt meines Lebens.“
Außerdem habe er das Potenzial der rot-weiß-roten Frauen schon länger beobachtet: „Nur im eigenen Tunnel zu bleiben würde Stillstand bedeuten.“Österreichs Nummer eins, Lisa Hauser, hat er dabei als „komplette Biathletin“identifiziert. Die Tirolerin tritt auf dem Weg vom Supertalent zur Siegläuferin auf der Stelle. Katharina Innerhofer aus Maria Alm hat nach dem oben erwähnten Sieg von Pokljuka 2014 ihr Talent nur noch vereinzelt angedeutet. Mit der Saalfeldnerin Julia
Schwaiger wartet eine frühere Juniorenweltmeisterin auf den Durchbruch im Weltcup.
„In der Truppe ist Potenzial drin“, ist Hönig überzeugt. Mentale Stärke, das Gefühl „Ich kann es selbst schaffen und brauche nicht Fehler der anderen“müsse geweckt werden. Eine Umstellung sei es aber schon gewesen, aus ganzen sieben Leistungs-Biathletinnen auswählen zu können: „Da hat es mich erst mal gerissen. Da fehlt natürlich die Reibung durch die interne Konkurrenz. Andererseits habe ich am Stützpunkt in Hochfilzen immer Zugriff auf die gesamte Mannschaft.“
Konkrete Vorgaben gibt es keine, außer besser abzuschneiden als vorigen Winter als Zehnte im Nationencup. Wenn alles passt, wünscht sich Hönig den einen oder anderen Blumenstrauß für seine Biathletinnen: Zur „Flower Ceremony“dürfen die sechs Besten eines Rennens. Vielleicht schon beim Start in Finnland: Die Frauen starten ihr Einzelrennen am Samstag (14.20), zuvor sind die Männer dran (11).