Eine alte Platte lässt die Musik frisch knistern
Während Schulen und Kulturstätten geschlossen sind, wird im Jazzit für ein Schulprojekt geprobt.
SALZBURG. Dass der alte Plattenspieler sofort eine Anziehungskraft auf die junge Sängerin ausübt, die ein bisschen auf dem Dachboden ihrer Oma herumstöbert, ist kein Wunder. Dinge, die eine spannende Geschichte haben, sind seit einigen Jahren wieder groß im Trend. Auch Anna schwört auf die Vintage-Welle und vertieft sich in die unverhofft gefundenen Jazzplatten. Dass in ihnen ziemlich viel Leben knistert, ist der Ausgangspunkt eines Projekts, das die Regisseurin Caroline Richards derzeit gemeinsam mit fünf Jazzprofis aus Salzburg auf die Bühne bringt. Eigentlich sei es ja „ein Konzert mit Rahmenhandlung“, erzählt Richards. Mit ihm soll Jazzgeschichte für Jugendliche lebendig gemacht werden.
„All About That Jazz“wird die neue Version des Vermittlungsprojekts heißen, das im Jazzit bereits seit 2014 für Schulgruppen und ihre Lehrer läuft. Im Jazzclub soll dabei der Musikunterricht lebendig werden. Die Nachfrage sei von Anfang an groß, erzählt Jazzit-Chef Andreas Neumayer. Durch personelle Wechsel in der Band sei heuer die Idee entstanden, auch die Story neu zu erarbeiten. Aus „Jazz’s cool“sei somit „All About That Jazz“geworden. Die Premiere sollte eigentlich diese Woche stattfinden. Weil Schulen wie Kulturstätten geschlossen seien, hoffe er auf einen möglichst frühen Start im neuen Jahr, sagt Andreas Neumayer. Anmeldungen (E-Mail: club@jazzit.at) nehme man jedenfalls bereits an.
Wenn Sängerin Anna Buchinger im Stück in die Jazzgeschichte eintauche, lerne sie die wichtigsten Sounds dieser Musik schnell persönlich kennen, erzählt die Regisseurin Richards: „Wir lassen die Instrumente sprechen.“Schlagzeuger Robert Kainar, Bassist Valentin Czihak, Pianist Daniel Schröckenfuchs und Trompeter Joschi Öttl beherrschen ihre Instrumente also nicht nur, sie verkörpern sie.
Viel Persönlichkeit
attestiert
Richards aber auch Anna Buchinger, die schon als Kind mit einem Auftritt in der „Großen Chance“im ORF Aufsehen erregte. „Sie ist eine großartige Sängerin, und sie ist noch sehr jung und deshalb sicher eine gute Bezugsperson für die Jugendlichen.“
Dass Jazz keine Musik sei, die in der Plattensammlung auf dem Dachboden vor sich hin staube, sei eine der Botschaften, die über den Bühnenrand transportiert werden sollten. Hörbar werde auch, „wie viel Jazz etwa in den Hits steckt, die Jugendliche von heute kennen“.
Die Verbindung von Konzertund Theaterelementen beschäftigt Caroline Richards immer wieder: 2012 bis 2018 inszenierte sie das Salzburger Adventsingen. Was die Arbeit mit Jazzern besonders macht? „Sie bringen viel Lockerheit und Humor mit, und der Prozess, ein Stück zu kreieren, fällt ihnen leicht, weil sie es gewohnt sind, immer etwas Eigenes zu schaffen. Das Konzept ist gemeinsam entstanden.“
Die Erschwernisse dieser Arbeit kamen heuer freilich von außen: Als „All About That Jazz“im Frühjahr Form annahm, bremste der erste Lockdown die Produktion. In die finalen Proben vor der geplanten Premiere platzte nun der zweite Lockdown. Es bleibe ein seltsames Gefühl, Stücke bühnenreif zu proben, ohne zu wissen, wann sie gespielt werden könnten, sagt Richards. Auch für das Salzburger Off-Theater hat sie eine November-Premiere vorbereitet. Auch die Salzburger Erstaufführung von „Pool (No Water) konnte nicht stattfinden.
Wann die Band auf der JazzitBühne das erste Mal vor Publikum einzählen könne, stehe noch nicht fest, sagt Richards: „Aber wir sind ,ready to go‘.“
„Jazzmusiker bringen viel Lockerheit mit.“