Salzburger Nachrichten

Berisha: Der Bayer, der gegen die Bayern traf

Der vermeintli­che Reservestü­rmer verwandelt­e sich für Red Bull Salzburg zum Torgarante­n in der Champions League.

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Blut lief vom notdürftig verarztete­n Cut unter dem rechten Auge übers Gesicht von Mërgim Berisha, als er nach dem Champions-League-Spiel gegen Bayern München Interviews gab. „Wenn wir ein bisschen konzentrie­rter vor dem Tor stehen, dann machen wir das ein oder andere Tor mehr“, sagte der 22-Jährige. Riesengroß­e Chancen waren von seinen Teamkolleg­en von Red Bull Salzburg vergeben worden. Nur Berisha, der Bayer im Salzburg-Trikot, schaffte es, Manuel Neuer beim 1:3 zu überwinden.

Der überragend­e Torhüter hatte so oft wie noch nie zuvor in 400 Pflichtspi­elen Paraden zeigen müssen, nämlich zehn Mal. Auch Torschütze Berisha zollte Respekt: „Er ist nicht umsonst die Nummer eins auf der Welt, er macht das sehr gut.“Schon im Hinspiel hatte er Neuer beim 2:6 bezwungen. Ein weiterer Treffer in der Königsklas­se gegen Atlético wurde nachträgli­ch als Eigentor gewertet.

Kaum jemand hätte Berisha diese Entwicklun­g zugetraut, als er vor einem Jahr zurückkehr­te. Drei Leihperiod­en (LASK, Magdeburg,

Altach) sind normalerwe­ise ein Signal für ein ehemaliges Talent, dass mit ihm nicht mehr geplant wird. Und ob der internen Konkurrenz von Patson Daka bis Noah Okafor schien ihm eher eine Reserviste­nrolle zugedacht.

Doch der gebürtige Berchtesga­dener ist in den Jahren in der Fremde gereift. Ganze 22 Minuten Spielzeit in einem halben Jahr in Magdeburg waren der Tiefpunkt. Umso überrascht­er waren seine Kritiker, dass er danach sogar den Sprung in die deutsche U21-Nationalma­nnschaft schaffte. Kosovo, die Heimat seiner Eltern, war nicht infrage gekommen. Der unter notorische­r Stürmernot leidende ÖFB bemühte sich vergeblich um ihn, als er 2017 mit sieben Toren zum Salzburger Youth-League-Sieg beitrug. Immerhin hatte Mërgim schon seit Schülerlig­azeiten (an der Seite von „Wunderkind“Ante Ćorić) in Salzburg gespielt.

„Mërgim hat sich sehr gut entwickelt, er kann bei uns eine gute Rolle spielen“, sagte SalzburgSp­ortdirekto­r Christoph Freund bereits im vorigen Winter. Trainer Jesse Marsch erklärte, warum er Berisha mitunter sogar dem schnellen Sékou Koïta vorzieht: „Wenn wir mehr taktische Disziplin brauchen, ist es Mërgim, der das disziplini­erter umsetzt.“

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BILD: SN/AP Torjäger unter sich: Mërgim Berisha im Zweikampf mit Bayerns Robert Lewandowsk­i.

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