Fucking in der Äußeren Einöde
Geografie gehört zu den Fächern, die das Leben leichter machen. Es schadet nicht, wenn man weiß, wo Süden liegt, wenn man in die Sonne will. Und dass, wer sich im Dschungel verirrt, dem Wasser nachgeht von einer Biegung des Flusses zur nächsten, gute Überlebenschancen hat. Der UEFA-Cup führte im Schulatlas in entlegene Welten – zu Videoton Stuhlweißenburg oder Dinamo Tiflis. Fußball öffnete das Weltfeld. Mit Maradona ging’s sogar übers Meer nach Mar del Plata. Mit dem Rad ging’s nach Fucking, weil das auf einer schönen Route liegt. Bekannt war der Ort lang schon, weil der Name zu eindeutig zweideutig ist, um einst als Innviertler Teenager darüber nicht verstohlen zu grinsen. Von Mösendorf und Sexling ganz zu schweigen. Ich erinnere mich an ungläubiges Staunen, als mein Vater einst meinte, wir kommen auf einer Tour durch das Mühlviertel durch Hühnergeschrei und es gäbe dort einen Weiler namens Dreizehn. Ist es ein Unglück, in solchen Orten zu wohnen? Den Fuckingern jedenfalls ist ihr Ruhm zu viel geworden. Weltberühmt im tiefsten Innviertel? Genau. Nur der überwältigende Einfluss des Englischen in unseren Sprachgebrauch machte aus Fucking etwas anderes als einen kleinen Ort. Fugging will man künftig heißen. Schade eigentlich. Hoffentlich wird das nicht Mode. Dann lebt bald niemand mehr in Maria Gail, Saudorf, Kleinpoppen oder Samendorf. Und womöglich kommt noch wer drauf, dass Äußere Einöde auch nicht der ideale Name für einen Platz zum Wohnen ist. Zum Leben hingegen eignet sich Äußere Einöde durchaus.