Verbales Schneegestöber um das Skifahren
Internationaler Seilbahnfachverband: „Politik soll Probleme lösen und nicht verursachen.“
In der Debatte um eine Schließung von Skigebieten über Weihnachten und bis in den Jänner hinein bleiben die Fronten verhärtet. Österreich betont weiter, dass es – abhängig von den Coronainfektionszahlen – selbst entscheidet, ob die Freizeitanlagen nach dem Lockdown geöffnet werden.
Gleichzeitig gibt es Aussagen, die zeigen, wie wichtig das Thema für die heimische Wirtschaft ist. So sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, man rechne mit Einbußen von bis zu 50 Prozent in der Wintersaison. Das passt zur Einschätzung der „Süddeutschen Zeitung“, dass der Tourismus für Österreich das sei, was in Deutschland die Autoindustrie ist.
So klang der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Freitag auch etwas trotzig: „Wenn es die Infektionszahlen zulassen, werden wir uns das Skifahren auch von Bayern nicht nehmen lassen“, sagte er. Das müsse auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zur Kenntnis nehmen. Söder selbst erklärte in München, er bitte Österreich um Verständnis, aber die Schließung des Wintersportbetriebs über Weihnachten und Silvester, die von Italien und Frankreich unterstützt werde, richte sich nicht gegen jemanden, sondern diene einem „erhöhten Sicherheitslevel“.
Nach der angekündigten Verschärfung der Quarantäneregeln in Bayern hat sich die Perspektive weiter verschlechtert. Bis mindestens Ende des Jahres müssen auch Reisende, die für weniger als 48 Stunden zum Skifahren oder für andere Freizeitaktivitäten aus Deutschland nach Österreich fahren, nach ihrer Rückkehr in eine zehntägige Quarantäne ohne Entschädigung.
Die Seilbahnbranche kann nur auf Sachlichkeit pochen. Präsident der Internationalen Föderation nationaler Verbände von Seilbahnunternehmen (FIANET) ist Mario Stedile-Foradori, Vorstand der Bergbahnen in St. Anton am Arlberg. Er kritisiert, die Seilbahnen würden zum Sündenbock gemacht. „Wer Après-Ski und Seilbahnen in einen Topf wirft, trägt mit populistischen Forderungen zu einer massiven Schädigung bei. Die Politik ist jetzt am Zug, und zwar als Problemlöserin, nicht als Problemverursacherin. Die Seilbahnen sind vielerorts der einzige effektive Hebel, um in den Wintermonaten Wertschöpfung und Beschäftigung zu erzielen.“