„In der Familie“: Fabers Kampf gegen die Mafia
Er geht als Ermittler meist volles Risiko, ist depressiv, sperrig, unberechenbar: „Tatort“-Kommissar Peter Faber, gespielt von Jörg Hartmann. Er habe sich die Figur ausgesucht, da er schwierige Typen möge, sagt Hartmann im SN-Gespräch: „Faber ist einer, der Abgründe in sich trägt. Seine Psyche ist nicht eindeutig zu definieren und sie ist geprägt von Beschädigungen.“Wie man die prägnante Rolle weiterentwickeln kann? „Sich treu bleiben und ein paar neue Facetten einbauen“, sagt er. Es gebe da schon ein paar ganz konkrete
Vorstellungen.
„Als ich ein Jugendlicher war, lief bei uns zu Hause immer ,Aktenzeichen
XY‘, erzählt der 51-jährige
Schauspieler. Der „Tatort“sei auch in aller Munde gewesen: „Es gab ja sehr eindrückliche Folgen, ich denke da an jene mit dem Ruhrgebiet-Hero Horst Schimanski oder an die Folge ,Reifezeugnis‘ mit Nastassja Kinski.“Wie er sich den Erfolg der Krimireihe erklärt? „Die Menschen brauchen Themen, durch die sie unterhalten werden. Das kann Fußball sein oder eben Krimis.“Im „Tatort“käme das Publikum mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus und relevanten Themen in Kontakt, manchmal lande man auch „in einem verminten Gebiet“: „In einer Zeit der Überangebote ist es etwas Verbindendes, wenn am Sonntag um 20.15 Uhr eben immer ,Tatort‘ läuft. Es ist ein idealer Sendeplatz.“
In der zweiteiligen Jubiläumsfolge muss Faber mit den Kollegen aus München zusammenarbeiten, obwohl er kein Teamplayer ist. „Für seine Verhältnisse kratzt er die Kurve aber ganz gut“, betont Jörg Hartmann und bezeichnet dieses Aufeinandertreffen von Ruhrgebiet und Süddeutschland als „reizvolles Setting“. Man denke gleich einmal an Fußball, an die Konfrontation zwischen Dortmund und München.
Die Jubiläums-Doppelfolge „In der Familie“(Sonntag, ORF 2, ARD, 20.15 Uhr) thematisiert die Wirkmacht der kalabrischen Mafia in Deutschland. In einer Dortmunder Pizzeria werden regelmäßig Kokainladungen aus dem Süden umgeladen. Die Restaurantbetreiber gründen darauf ihre Existenz, ihre 17-jährige Tochter weiß nichts von diesen Machenschaften. Dann taucht der Mafioso Pippo Mauro auf und bringt nicht nur das Familienleben durcheinander. „Wir alle sind geprägt von Mafiafilmen, die etwas Exotisches, Reizvolles und Aufregendes transportieren“, sagt Hartmann. Die Mafia sei im Alltagsleben in Deutschland nicht übermäßig präsent. Aber: „Wenn man näher hinsieht, erschrickt man, welche Parallelwelten sich da auftun können.“Und es gehe auch hart und brutal zu, „mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen, das ist nicht charmant“. Teil eins von „In der Familie“ist ein eher konventioneller Mafiastoff, der behäbig beginnt, dann aber an Spannung zunimmt. Und tragisch endet. „Mein Fehler“, bilanziert Faber, der Sperrige.