Corona bremste die Offenheit im Welthandel
In der Krise nahmen die Interventionen der Politik stark zu. Regierungen sollten sich beim Abbau von Hürden koordinieren.
Die Maßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise haben sich auch auf den internationalen Handel ausgewirkt und den Protektionismus verstärkt. Dies geht aus dem aktuellen „Global Trade Alert“unter dem Titel „Collateral Damage“der Universität St. Gallen hervor, der sich mit Nachbeben der coronabedingten Abschottungspolitik befasst. Bis Ende Oktober gab es demnach weltweit mehr als 2000 politische Interventionen mit Auswirkungen auf den Welthandel.
Das sind um 74 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019 und 147 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017, dem Zeitraum, ehe der Handelskonflikt zwischen den USA und China losging. Nur 27 Prozent der Interventionen kamen den Handelspartnern zugute. 37 Länder sahen ihre Handelsinteressen von 100 oder mehr Reformen bei den Handelspartnern vertreten, 58 Staaten sahen sich dagegen 100 Mal oder öfter geschädigt.
Durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie sei das Welthandelssystem vor einer großen Belastungsprobe gestanden, denn in Krisenzeiten würden staatliche Stellen und politische Entscheidungsträger oft auf protektionistische Maßnahmen zurückgreifen. Anfangs sei es um Schutzmaßnahmen für bestimmte Güter wie etwa Masken gegangen, dazu seien dann weltweit riesige Stimulierungspakete für die Wirtschaft gekommen, sagte Co-Autor Johannes Fritz.
Regierungen sollten ihre Reaktion auf Krisen koordinieren und so gestalten, dass der Schaden für die Handelspartner begrenzt und der Handel im Fluss gehalten wird. Temporäre politische Interventionen sollten Vorrang haben, und es sollte ein Mechanismus vorgesehen werden, der den Abbau von Handelsverzerrungen fördert, die während Krisen eingeführt wurden.