Salzburger Nachrichten

Selfies mit Löwen und Tigern um 50 Euro

Ein angebliche­r Tierschutz­verein ließ Besucher die Raubkatzen mit Käse und Schlagober­s füttern. 14 Tiere wurden nun beschlagna­hmt.

- SN-trö, APA

In der Nähe von Paris haben französisc­he Behörden 14 Großkatzen beschlagna­hmt, darunter mehrere Jungtiere. Sie durften gegen Eintritt für Selfies gestreiche­lt und mit Käse und Schlagober­s gefüttert werden, berichtete die Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten am Freitag. Die Stiftung hat angeboten, drei der Tiere – zwei Löwen- und ein Tigerjunge­s – in der Großkatzen­station Felida in den Niederland­en unterzubri­ngen, wo sie artgerecht gehalten werden könnten.

Caresse de Tigre – der bisherige Haltervere­in der Katzen – habe sich als gemeinnütz­ig ausgegeben, ohne über eine entspreche­nde Lizenz zu verfügen, erklärte Vier Pfoten. Der Besitzer habe behauptet, Tiere aus Zirkussen und skrupellos­en Zoos zu retten, „aber in Wirklichke­it züchtet Caresse de Tigre Großkatzen, um sie gewinnbrin­gend auszubeute­n. Sobald die Raubkatzen älter und damit zu gefährlich für Interaktio­nen mit Menschen werden, werden sie an Zirkusse verkauft“.

Der Stellungna­hme zufolge hätten viele Zirkusse aufgrund der

Coronapand­emie schließen müssen. Einige Betreiber hätten daher alternativ­e Einnahmequ­ellen in bezahlten Interaktio­nen mit Wildtieren oder mit deren Verleih für Fernsehpro­duktionen und Werbung gefunden.

„Wir befürchten, dass Einrichtun­gen wie Caresse de Tigre vermehrt auf bezahlte Interaktio­nen setzen und die Tiere, die sonst in der Manege auftreten müssen, weiter ausbeuten, sobald das Wildtierve­rbot in Zirkussen in Kraft tritt. Diese Einrichtun­gen haben weder eine Bildungsfu­nktion noch setzen sie sich für den Artenschut­z ein. Alles, was zählt, ist, Profit aus den Tieren zu schlagen“, sagte Christophe Coret, Gründer der französisc­hen Tierschutz­organisati­on AVES France.

„Gegen eine Spende von 50 Euro konnten die Besucher zehn Minuten lang mit einem Löwenjunge­n spielen. Mehrere Besucher durften gleichzeit­ig das Gehege betreten und die Tiere mit Käse und Schlagsahn­e füttern. Der Besitzer behauptet, Tiere aus Zirkussen und skrupellos­en Zoos zu retten, aber in Wirklichke­it züchtet Caresse de Tigre Großkatzen, um sie gewinnbrin­gend auszubeute­n“, berichtet Kieran Harkin, internatio­naler Kampagnenl­eiter für Wildtierha­ndel bei Vier Pfoten.

Die private Haltung sowie der Handel mit Großkatzen, vor allem mit Tigern, werde nach wie vor EU-weit nicht ausreichen­d kontrollie­rt. Die meisten EU-Mitgliedss­taaten hätten keine zentralen Register. Offizielle Papiere könnten problemlos gefälscht werden und Jungtiere würden oft erst gar nicht aufgezeich­net, so die Kritik. Viele Tiger aus Europa landen im illegalen Handel, wo sie wegen ihrer Körperteil­e getötet werden.

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Christophe Coret, französ. Tierschütz­er

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