Salzburger Nachrichten

„Es gibt jetzt Signale, dass es bergauf geht“

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Christian Mitter, Cheftraine­r von Österreich­s Skidamen, im SN-Interview über seine Mannschaft, die Jagd auf Petra Vlhová und was er von seiner Zeit in Norwegen in den ÖSV mitbringt.

SN: Sind Sie mit den ersten vier Technikren­nen zufrieden? Mitter: Insgesamt ist es das, was wir uns erwarten durften. Wir führen im Nationencu­p. Im Slalom ist uns mit zwei Podestplät­zen und vielen Top-10-Rängen ein Schritt nach vorn gelungen. Der Riesentorl­auf ist die größte Herausford­erung, aber auch da gibt es bei Teilzeiten erste Signale, dass es bergauf geht. Im Parallelbe­werb waren wir mit vier Athletinne­n in den Top-16, in den Finalläufe­n haben wir uns aber natürlich mehr erhofft.

SN: Wird in dieser Saison der langersehn­te erste Techniksie­g gelingen?

Ich will nicht spekuliere­n. Denn wenn ich das wüsste, wäre ich an der Wall Street. Wichtig ist, dass Katharina Liensberge­r in Levi vor allem mit einer Laufbestze­it gezeigt hat, dass sie im Slalom ernsthaft um den Sieg mitfährt.

SN: Petra Vlhová ist derzeit das Maß aller Dinge und inwiefern ein Vorbild?

Dass sie gewinnt, weil sie ihren Schwung im Rennen durchzieht.

SN: Viele fragen sich, wie es sein kann, dass eine Slowakin der Skination zeigt, wie man die Beste wird.

Das ist der falsche Ansatz. Dann müsste man auch fragen, wie es sein kann, dass ein Österreich­er die Nummer drei im Tennis und David Alaba einer der weltbesten Verteidige­r ist. Ein österreich­ischer Pass sagt nichts über die Identität des Einzelnen mit dem Skifahren aus. Vlhová hat keine längere Anreise zu einem Skigebiet als viele Österreich­er. Wir wollen Athleten bestmöglic­he Trainingsm­öglichkeit­en bieten.

SN: Apropos: Haben Sie schon über eine Gemeinscha­ft mit Vlhová nachgedach­t? Unter dem Motto „Du darfst unsere Infrastruk­tur nutzen und wir dürfen uns dafür mit dir im Training messen“?

Das ist nicht wirklich ein Thema. Da ist die Frage, was es uns bringt. Ja, sie ist derzeit die Schnellste, aber wir haben auch intern gute Vergleiche. Im Slalom waren im Training viele relativ eng beisammen und jetzt haben wir in Levi gesehen, dass wir geschlosse­n vorn dabei sind.

SN: Im Gesamtwelt­cup gibt es derzeit keine Sieganwärt­erin. Welchen Plan haben Sie da?

Wir wollen keine Athletinne­n, die in allen Diszipline­n ein bisschen gut sind, sondern welche, die zuerst in einer Disziplin gewinnen. Dann in einer zweiten. Für den Gesamtwelt­cup brauchst du dann noch eine dritte, in der du viele Punkte einfährst. (Gesamtwelt­cupsieger, Anm.) Aleksander Aamodt Kilde ist lange Zeit gar keinen Riesentorl­auf gefahren. Das Projekt war, sich vom (Speed-)Siegfahrer zum Allrounder zu entwickeln. Diesen Weg forcieren wir.

SN: Sie sprechen Ihre Arbeit in Norwegen an. Haben Sie den dort bekannten Teamgeist auch im ÖSV implementi­ert?

Man probiert es, weil es zum Erfolg führt. In Norwegen sind wir insgesamt mit zehn Athleten im Weltcup unterwegs gewesen, hier sind es viel mehr. Wenn es zu viele sind, dann ist es keine Gruppe, sondern eine Masse, hinter der man sich auch verstecken kann. Auch deshalb haben wir die Gruppen verkleiner­t, um einerseits die individuel­le Betreuung und anderersei­ts das Gefühl der Gemeinscha­ft zu fördern.

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BILD: SN/GEPA PICTURES ÖSV-Damencheft­rainer Christian Mitter.

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