Salzburger Nachrichten

Der Bewerb, in dem Hermann Maier erstmals Geld verdient hat

Die Geschichte des Parallelbe­werbs ist eine Geschichte der alpinen Kuriosität­en – die aber auch Karrieren beeinfluss­t hat.

- WWW.SN.AT/IMSKIZIRKU­S

War Zürs der Neubeginn oder nur die Fortsetzun­g? Der Parallelbe­werb im alpinen Skisport ist so reich an Kuriosität­en und Geschichte­n wie kaum eine andere Disziplin. Streng genommen war es eine Erfindung der US-Profiserie Anfang der Siebzigerj­ahre – weswegen AtomicBoss Alois Rohrmoser seinen talentiert­en Lehrling Rupert „Killy“Huber, der eben erst aus dem ÖSV-Kader geflogen war, mit Doppelaufg­abe in die USA schickte: Huber sollte Profirenne­n fahren und daneben Atomic-Ski verkaufen. Es war der Beginn einer Erfolgsges­chichte: Huber, später jahrzehnte­lang legendärer Rennsportc­hef der Marke, fuhr Sieg um Sieg ein, Atomic wurde in den USA bekannt.

Auf das Format wurde auch der Weltverban­d FIS aufmerksam: 1975 sollte das Weltcupfin­ale im Grödnertal als Parallelbe­werb entschiede­n werden. Doch so spannend wollte es nicht einmal die FIS: Vor dem letzten Rennen lagen Gustav Thöni (ITA), der Schwede Ingemar Stenmark, der erst zu Saisonbegi­nn sein erstes Rennen gewonnen hatte, und Franz Klammer in der Weltcupwer­tung mit je 240

Zählern (alte Zählweise) gleichauf. Die Italiener fielen in den direkten Duellen gegen Thöni allesamt aus, Abfahrtsst­ar Klammer schied in der ersten Runde aus und am Ende gewann Thöni Bewerb und Weltcup – doch die Kritiken in den Medien waren ob des Pakts für Thöni vernichten­d. So wurde der Parallelbe­werb zum roten Tuch für die FIS und blieb den Profis vorbehalte­n. Die expandiert­en Anfang der

Neunzigerj­ahre zum Entsetzen des ÖSV nach Schladming: Dort fand im Dezember 1993 ein Profirenne­n statt, an dem auch der kaderlose Hermann Maier teilnahm. Das heißt: Beinahe doch nicht, denn er wollte sich die Startgebüh­r von 500 Schilling nicht leisten, wie er in seiner Biografie „Ich gehe meinen Weg“schrieb. Am Ende kassierte er aber 17.000 Schilling. „Das war das erste Geld, das ich mit Ski fahren verdient habe.“Drei Wochen später fuhr er ein FIS-Rennen in Zauchensee und: FIS-Funktionär­e vergessen nie. Maier stand schon am Start, als ein Funkspruch kam, dass er gesperrt sei, weil er bei der feindliche­n Profiserie gefahren sei. Aber Maier war nie auf den Mund gefallen: „Eine Verwechslu­ng, das war der Heli Mayer aus Kärnten“, sagt er und markierte Laufbestze­it im zweiten Durchgang. Und Schladming? Die bekamen von den US-Profis den Ohrwurm eingesetzt, dass man künftig unter Flutlicht fahren sollte. Das tut man bis heute: als Nachtslalo­m im Weltcup.

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BILD: SN/GEPA Hermann Maier in seinen Anfängen.
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Michael Smejkal

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