Dating in der Waschmaschine
ICHhabe ein gestörtes Verhältnis zu Mangos, ich trage keine Kleider mit Leopardenmuster und ich mag keine Filme mit Adam Sandler. Das alles tut zwar nichts zur Sache, aber es musste einfach einmal gesagt werden. Abgesehen davon bin ich – und das bestätigt jeder Vergleich mit anderen – völlig normal. Dabei spreche ich jetzt nicht von meinen Fähigkeiten hinter dem Herd (glauben Sie mir, die sind legendär), sondern mehr von meiner Eignung als Hausfrau im Allgemeinen. Weil ich bemerkt habe, dass ich vom Halten eines Bügeleisens Schwielen an den Händen bekomme, habe ich es zum Recyclinghof getragen. Abgesehen davon habe ich – verglichen mit anderen – alles unter Kontrolle. Wobei das mit dem Vergleichen immer schwieriger wird. Man sitzt ja nur mehr in der eigenen Wohnung, kommt nirgends mehr hin, wo man sich dezent nach Vergleichsmöglichkeiten umsehen könnte. Früher, da bin ich ja noch ab und zu bei anderen zu Gast gewesen. Da war es ein Leichtes, Sauberkeit und Ordnung in fremden Küchen mit den Zuständen in der eigenen Wohnung zu vergleichen. Oder mit Genugtuung wahrzunehmen, dass der Kontrollverlust über das Aufräumverhalten im Haushalt lebender Minderjähriger ein sehr viel weiter verbreitetes Phänomen zu sein schien, als man annehmen würde. Mit der Pandemie hat sich das alles verändert. Der ungetrübte Blick in andere Wohnungen bleibt einem verwehrt. Man muss sich auf die Fantasie oder das Internet verlassen. Und dort stehen Fake News bekanntlich auf der Tagesordnung. Wer kann schon sagen, ob der Boden frisch gesaugt ist, wenn die Laptopkamera das Gegenüber nur vor dem Schreibtisch sitzend zeigt? Türmt sich beim Gegenüber – als eindeutiges Zeichen von Überforderung im Homeoffice-Homeschooling-Lockdown
– der Wäscheberg vor der Waschmaschine? Herrscht Chaos in der Küche? Die Wahrscheinlichkeit für beide Szenarien ist hoch, allerdings: Man weiß es nicht. Sicher ist nur: Irgendetwas läuft bei mir zu Hause schief. Das Ergebnis des Social-Media-Monitorings ist leider eindeutig: Rätselhaftes spielt sich im Textilbereich ab. Während andere ihre immer größer werdende Armada bunter Schutzmasken posten, wird meine Sammlung immer kleiner. Dabei habe ich sie mit Liebe ausgesucht – in dunklen Tönen, dezent gepunktet (kein Leopardenmuster). Ich behandle die Masken gut, wasche sie im Schonwaschgang. Aber: Nach und nach verschwinden sie. Ob sie sich mit den ExPartnern meiner übrig gebliebenen Single-Socken woanders ein schönes, neues Leben aufbauen? Womöglich sind sie sich beim Schleudern in der Waschmaschine zu nahe gekommen. Was für eine schöne Vorstellung.