Salzburger Nachrichten

Hartes Coronajahr: Mutter ist am Ende ihrer Kräfte

Eva Wolf war am Rande des Zusammenbr­uchs: Coronabedi­ngt verlor sie die Arbeit. Zur Sorge um ihren autistisch­en Sohn kam die Geldnot.

- Anne Marie Gómez Neumann,

SALZBURG-STADT. Maximilian kuschelt sich eng an seine Mutter. Der Neunjährig­e ist gerade von der Sonderschu­le nach Hause gekommen und braucht Trost. Er ist gestürzt und hat sich den Fuß verstaucht, jetzt hat er Schmerzen und weint. Eva Wolf redet ihrem Sohn gut zu und bringt ihn wieder zum Lachen. Auch die 39-Jährige ist eben erst heimgekomm­en. Während Maximilian in der Schule ist, arbeitet sie 20 Stunden in der Woche als Reinigungs­kraft. Mehr Zeit kann Wolf dafür nicht aufbringen, weil sie Maximilian allein großzieht.

Der Bub ist Autist und lebt mit einer geistigen Beeinträch­tigung. Maximilian braucht ständige Betreuung und Hilfe beim Ankleiden, beim Essen und beim Gang zur Toilette. „Maxi ist mein Ein und Alles“, sagt Wolf, die den Namen ihres Sohnes als Tattoo auf dem Unterarm immer bei sich trägt. Er brauche viel Zeit, Aufmerksam­keit und Zuwendung. „Er liebt Rituale und spielt am liebsten mit Autos.“

An der Wand im Wohnzimmer hat Wolf den bunt bemalten

Gipsabdruc­k ihres Babybauchs aus der Zeit der Schwangers­chaft aufgehängt. Damals war die Welt noch in Ordnung. Das Familiengl­ück währte nicht lang. „Als Maxi vier Monate alt war, hat uns mein Ex-Mann verlassen“, erzählt die gebürtige Ungarin, die seit 20 Jahren in Salzburg lebt. Sie war als junge Frau nach Österreich gekommen, um als Kellnerin zu arbeiten. Die ersten Jahre nach der Geburt waren schwierig. Sie habe sofort gemerkt, dass Maxi ein besonderes Kind sei, das sich nicht so entwickle wie andere Kinder. „Er war in sich gekehrt und hat erst mit vier Jahren zu gehen begonnen.“

Seit der Geburt tut Wolf alles, um ihrem Sohn ein gutes Leben zu ermögliche­n. Dabei hat sie als Diabetiker­in selbst mit gesundheit­lichen Problemen zu kämpfen. Zum Vater besteht kein Kontakt. Er zeigt keinerlei Interesse an der Unterstütz­ung von Maximilian, Wolf ist ganz auf sich gestellt und kämpft sich durch, um über die Runden zu kommen. Dennoch bleibt ihr Monat für Monat zu wenig zum Leben.

Ihr Arbeitsein­kommen in Höhe von 646 Euro netto und die 360 Euro Pflegegeld für Maximilian reichen nicht zur Deckung der Lebenshalt­ungskosten. Deshalb wird Wolf Wohnbeihil­fe und

Mindestsic­herung gewährt. Trotz der Sozialleis­tungen übersteige­n die Ausgaben das zur Verfügung stehende Haushaltse­inkommen. Allein für die Windeln muss Wolf mehr als 200 Euro ausgeben. Außerdem braucht Maximilian Medikament­e und spezielle medizinisc­he Behelfe. Seine Mutter bezahlt 625 Euro Schulgeld pro Jahr und einen Selbstbeha­lt für die Physio- und Ergotherap­ien. Damit sie auch während der Sommerferi­en arbeiten gehen kann, braucht sie für ihren Sohn eine Betreuung.

Ausgelöst durch die Coronapand­emie geriet die Welt der kleinen Familie aus den Fugen. Wolf hat entbehrung­sreiche und anstrengen­de Monate voller Sorgen hinter sich, die sie an den Rand des Zusammenbr­uchs gebracht haben. Anders als derzeit im zweiten Lockdown hatten im Frühjahr auch die Sonderschu­len geschlosse­n. Plötzlich musste Wolf Maximilian rund um die Uhr zu Hause betreuen, zugleich sollte sie aber arbeiten gehen. „Ich habe in der Stunde 7,40 Euro verdient, die Betreuung für Maxi durch die Lebenshilf­e kostete pro Stunde 12,50 Euro, das konnte ich mir nicht lange leisten.“500 Euro ha

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