Salzburger Nachrichten

Schöne neue Taxiwelt – sind jetzt alle gleich?

Mit 2021 stellt ein neues Gesetz Online-Fahrdienst­e wie Uber oder Bolt mit Taxis gleich. Aber kann das wirklich funktionie­ren?

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WIEN. In der Taxibranch­e bleibt kein Stein auf dem anderen. Zum einen, weil die Branche von den Folgen der Coronapand­emie besonders stark getroffen ist. Zudem ist mit Jahresbegi­nn ein neues Gesetz in Kraft getreten, das nach jahrelange­n Rechtsstre­itigkeiten das friedliche Zusammenle­ben der Taxis mit neuen Online-Plattforme­n wie Uber, Bolt und Co. sicherstel­len soll.

Diese Fahrdienst­vermittler, die selbst keine Autos besitzen, sondern Mietwagenu­nternehmen beschäftig­en, hatten Taxis jahrelang mit Billigprei­sen und nutzerfreu­ndlichen Handy-Apps das Wasser abgegraben – großteils zulasten der Fahrer, wie Taxler argumentie­ren. Kann das gesetzlich verordnete Nebeneinan­der funktionie­ren?

„Das wird von den Landeshaup­tleuten abhängen“, sagt Erwin Leitner, Obmann des Fachverban­ds für die Beförderun­gsgewerbe mit Pkw in der Wirtschaft­skammer. Denn sie können das Preisband festsetzen, innerhalb dessen sich der Lohn für vereinbart­e Fahrten bewegen darf. Geht es nach Leitner, sollen sich die Preise am bestehende­n Taxitarif orientiere­n. Dieser stelle den kollektivv­ertraglich­en Grundlohn von 1500 Euro brutto monatlich sicher, andernfall­s drohe Preis- und Sozialdump­ing. Die Branche befindet sich ohnehin in der Krise. Lockdown und das Fehlen von Touristen hätten die Umsätze auf ein Fünftel des Normalbetr­iebs gedrückt. Viele könnten damit nicht mehr überleben, sagt Leitner. „Ich gehe davon aus, dass bis zu 30 Prozent der Unternehme­n aufgeben werden.“Besonders gefährdet seien Taxibetrie­be in Winterspor­tgebieten, die in der Skisaison 70 bis 80 Prozent ihres Jahresumsa­tzes erzielten.

Das mit 1. Jänner in Kraft getretene neue Gelegenhei­tsverkehrs­gesetz (GelverkG) ist für Leitner ein Kompromiss, den er mittrage. Schädliche Punkte wie die freie Preisgesta­ltung für vermittelt­e Fahrten habe man abwehren können. Nicht durchsetze­n konnten sich die Taxler hingegen mit ihrem ursprüngli­chen Wunsch nach dem verpflicht­enden Einbau eines Taxameters in jedem Fahrzeug.

Das neue Gesetz unterschei­det nicht mehr zwischen Taxi- und Mietwageng­ewerbe und stellt beide rechtlich gleich. Neu angemeldet­e Fahrzeuge erhalten einheitlic­h das Kennzeiche­nkürzel „TX“, das bisher Taxis vorbehalte­n war. Das Kürzel „MW“für Mietwagen verschwind­et. Die neuen Bestimmung­en treten schrittwei­se in Kraft.

Seit Jahresbegi­nn müssen alle Anbieter von „Gelegenhei­tsverkehr“– per Definition gewerblich­e Pkw-Fahrten für den nicht linienmäßi­gen Personentr­ansport – einen Taxischein haben. Das brauchten Onlineverm­ittler bisher nicht, Uber habe daher zuletzt gezielt versucht, Fahrer mit Taxischein anzuwerben, heißt es in der Branche.

Im März tritt die Bestimmung in Kraft, die für vermittelt­e Fahrten einen Fixpreis erlaubt. Hier entscheide­n die Landeshaup­tleute, wie tief die Anbieter ihre Preise ansetzen können – und ob eher das aktuelle Gehaltsniv­eau der Taxifahrer gehalten werden kann oder ob künftig mehr Kampfpreis­e möglich sind.

Mit 1. Juni folgt eine Bestimmung über Sammeltaxi­s, die es im Prinzip bereits heute gibt. Neu ist nur die Möglichkei­t, ein Sammeltaxi per App zu ordern, damit sich mehrere Fahrgäste auf nahe liegenden Strecken die Fahrtkoste­n teilen können.

Zufrieden mit den neuen Regeln zeigen sich auch die Onlineanbi­eter.

Ihre Drohung, sich aus Österreich zurückzuzi­ehen, ist damit vom Tisch. Man wolle im Gegenteil jetzt die Aktivitäte­n in Österreich erweitern, kündigt Farhad Shikhaliye­v, der Österreich-Chef von Bolt, an. Der geplante Start in Salzburg hat sich coronabedi­ngt verschoben. Spätestens im Juni solle es jetzt so weit sein, sagt Shikhaliye­v. Im Visier hat man auch andere Städte wie Graz, Innsbruck oder Linz.

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BILD: SN/BOLT Nach Wien will Bolt-Österreich-Manager Farhad Shikhaliye­v bald auch in Salzburg durchstart­en.
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BILDER: SN/APA (2), FREENOW.COM Auch Uber aus Kalifornie­n und die BMW-Daimler-Kooperatio­n Free Now fordern Taxis heraus.
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