Fleischbetriebe stocken Personal auf
Tausende Werkarbeiter nach Gesetzesänderung in Deutschland angestellt.
In der deutschen Fleischindustrie hat das seit Jahresanfang geltende Gesetz für bessere Arbeitsbedingungen die Zahl der Festanstellungen in der Branche deutlich erhöht. Die großen Schlachtbetriebe haben ihre Stammbelegschaft stark aufgestockt. Bundesweit sind bei den nordrhein-westfälischen Unternehmen Tönnies und Westfleisch sowie bei Vion Deutschland insgesamt rund 12.300 Werkarbeiter als Angestellte von Subunternehmen in die Unternehmensbelegschaften gewechselt, wie Firmensprecher mitteilten.
Nach zahlreichen Coronainfektionen in der Belegschaft war die Fleischbranche im Frühling 2020 unter Druck geraten. Besonders die hohe Zahl der Werkarbeiter aus Osteuropa, von denen manche in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht waren, sorgte für Kritik. Die Schlachthöfe wurden zum Teil für Wochen geschlossen, um die Infektionsketten zu unterbrechen.
Seit 1. Jänner 2021 ist per Gesetzesänderung der Einsatz von Werkarbeitern im Kerngeschäft der Schlachthöfe im Bereich der Schlachtung und Zerlegung untersagt. Ab 1. April gilt mit Einschränkungen auch ein Verbot des Einsatzes von Zeitarbeitnehmern. Ausgenommen sind Handwerksbetriebe mit weniger als 50 Beschäftigten.
„Bei dem nun gültigen Gesetz haben wir nicht den Eindruck, dass es sich um Kosmetik handelt“, erklärte Johannes Specht von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). „Wenn die Branche das jetzt nicht verstanden hat, dass sich etwas ändern muss, dann ist denen nicht zu helfen.“Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, betonte: „Die gesamte Branche wäre gut beraten, das neue Gesetz schnell umzusetzen und sich der Realität zu stellen. So wie sich die Fleischindustrie in den letzten Jahren verhalten hat, wäre Demut angesagt.“
Nach Angaben des deutschen Landwirtschaftsministeriums lag der geschätzte Pro-Kopf-Verzehr 2019 bei 59,5 Kilogramm Fleisch pro Einwohner, um 2,5 Prozent weniger als 2018. Eine echte Fleischwende aber sei nicht eingeleitet, hieß es beim deutschen Bund für Umwelt und Naturschutz.