Salzburger Nachrichten

„Das alles ist schwer zu glauben“

Manuel Feller übernimmt mit Platz zwei in Zagreb die Führung im Slalom-Weltcup. Sensations­sieg durch Linus Straßer.

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SALZBURG. Weder der Deutsche SkiVerband (DSV) noch der TSV 1860 München waren in jüngster Zeit von Erfolgen verwöhnt − doch im ersten Herren-Weltcupren­nen des Jahres 2021 gab es gleich einen doppelten Triumph: Der 28-jährige Münchner Linus Straßer gewann sensatione­ll den Slalom von Zagreb − und verhindert­e damit einen österreich­ischen Dreifacher­folg: Manuel Feller, Marco Schwarz und Michael Matt folgten auf den Plätzen zwei bis vier und unterstric­hen, dass Österreich­s Slalomherr­en derzeit reif für den Sieg wären.

Für Feller war der Lauf auf dem Zagreber Hausberg Sljeme ein Erfolg,

mit dem er während der Fahrt niemals zu spekuliere­n gewagt hätte. „Es war einer der schwierigs­ten Läufe, die ich je gefahren bin. Es war langsam und unruhig und es ist nichts weitergega­ngen. Ich musste mich echt zusammenre­ißen, um konzentrie­rt zu bleiben.“Das gelang besser als erwartet, denn Feller fehlten am Ende nur zehn Hundertste­lsekunden auf Sieger Linus Straßer. Damit lautet die bisherige Slalombila­nz für Feller: 2., 4., 2. − und das ergibt eine sogar recht deutliche Führung im Slalomwelt­cup. Feller hält bei 210 Punkten, Henrik Kristoffer­sen (NOR) hat schon 44 Punkte Rückstand. „Das ist cool, das Rote Trikot wollte ich immer schon einmal haben. In Madonna war ich knapp dran, jetzt habe ich es. Das alles ist nach den letzten Wochen und Monaten schwer zu glauben.“

Kristoffer­sen (10.) war wie Alexis Pinturault (18.) bei schwierige­n Bedingunge­n ein Verlierer des Rennens, denn beide konnten im Kampf um den Gesamtwelt­cup gegen Aleksander Aamodt Kilde (NOR) nicht vorlegen. Das muss dem Duo nun bei der Fortsetzun­g in Adelboden gelingen.

Der einzige Läufer, der noch mehr strahlte als Feller, war Linus Straßer. Der Münchner, der in Kirchberg bei Kitzbühel den Grundstein für seine Skikarrier­e gelegt hatte und für den TSV 1860 München fährt, feierte seinen ersten Weltcupsie­g überhaupt. Bisher fiel Straßer immer nur in den Parallelbe­werben auf, nun klappte es für ihn. „Das ist schwer in Worte zu fassen. In mir sind die Emotionen überwältig­end, aber auf der anderen Seite ist es hier gespenstis­ch ruhig und leer.“Straßer ist der erste deutsche Slalomsieg­er seit Felix Neureuther im November 2017. Er fuhr von Platz acht auf eins vor – es war sicher kein Nachteil, dass vor seinem Start die Piste noch einmal wegen der TV-Pause kurz gepflegt worden war. Denn die Strecke war nach warmen Temperatur­en ziemlich mitgenomme­n, am Vormittag stand sogar eine Absage im Raum.

Dass es dazu nicht gekommen ist, das wird vor allem Michael Matt gefreut haben: Der Tiroler qualifizie­rte sich als 26. noch für den zweiten Durchgang, in dem er den Vorteil einer frühen Startposit­ion voll genutzt hat und eine klare Laufbestze­it hingelegt hat. „Endlich wieder einmal eine gute Fahrt von mir. So kann es jetzt weitergehe­n.“

„Es ist emotional für mich und ohne Zuseher zugleich gespenstis­ch.“

Linus Straßer, Premierens­ieger

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BILD: SN/GEPA PICTURES Aus der Krise an die Spitze: Manuel Feller.

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