Salzburger Nachrichten

Wenige Gäste: Skigebiete fahren Angebot zurück

Die Aussicht auf Skisportle­r aus dem Ausland schwindet zusehends. Verluste in Millionenh­öhe sind mittlerwei­le unausweich­lich.

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SALZBURG. Für viele Einheimisc­he war Ski fahren in den Weihnachts­ferien eine willkommen­e Abwechslun­g. „Es sind mehr gekommen, als wir erwartet haben“, sagt der Salzburger Seilbahnen­sprecher Erich Egger. Für ihn überrasche­nd sei sogar die FFP2-Maskenpfli­cht ohne großes Murren akzeptiert worden.

Auf eine brauchbare Auslastung könne ein größeres Skigebiet ohne Touristen aber nicht kommen, sagt Egger. „Für unser aller Image war es gut, dass wir die Möglichkei­t zum Skifahren geboten haben, aber wirtschaft­lich ist es eigentlich nicht tragbar.“Zwischen 75 und 85 Prozent sei der Umsatzrück­gang in den verschiede­nen Seilbahnbe­trieben, sagt der Branchensp­recher.

Der Ausblick für die kommenden Wochen ist trüb. Die anhaltend hohen Infektions­zahlen in Österreich und speziell in Salzburg lassen kein Aufsperren der Hotellerie erwarten. Die Hauptmärkt­e des Wintertour­ismus – Deutschlan­d, Holland, England und Skandinavi­en – setzen weiterhin auf strenge Reisebesch­ränkungen.

„Ich persönlich glaube nicht daran, dass dieser Winter überhaupt noch ins Laufen kommt“, sagt Veronika Scheffer, Geschäftsf­ührerin der Bergbahnen Zauchensee. Sie überlege, in den kommenden Wochen mit weniger Liften zu fahren als bisher. Zusperren will sie nicht. „Wir haben einige Tausend Saisonkart­enbesitzer in der Ski amadé, sie auszusperr­en ist keine Option für mich.“Ob die zu ihrem Betrieb gehörige Skischauke­l RadstadtAl­tenmarkt in den folgenden Wochen betrieben werde, entscheide sich am Wochenende.

Fix auf einen Wochenendb­etrieb stellt das Skigebiet Lofer ab kommendem Montag um. Geschäftsf­ührer Willi Leitinger sieht nach dem Ferienende keine Chance auf einen halbwegs kostendeck­enden Betrieb. „Da fährst du dann nur noch für die Salzburg AG.“Allein die Kosten für Strom, Diesel und Personal beliefen sich auf rund 10.000 Euro pro Betriebsta­g. „Wir als kleines Skigebiet konnten zumindest diesen Kostenante­il bisher decken, gestern war mit 1800 Besuchern sogar ein sehr guter Tag. Aber jetzt müssen wir zurückfahr­en.“

Lofer nimmt von 10. Jänner bis Ende des Monats die Lifte nur noch von Freitag bis Sonntag in Betrieb. Auch Rauris überlegt Ähnliches. „Die Entscheidu­ng fällt demnächst“, sagt Geschäftsf­ührer Siegfried Rasser. Er berichtet von bisher zehn Prozent der Einnahmen und 20 Prozent der Skifahrer. Wenn es zu keiner Öffnung von Hotellerie und Gastronomi­e komme, dann sei auch ein verfrühtes Saisonende der Rauriser Hochalmbah­nen durchaus denkbar.

Viele Seilbahnen würden noch die nächsten Tage abwarten und dann ihr Vorgehen festlegen, sagt Erich Egger. Vor allem der Beginn der kommenden Woche werde wegweisend sein. „Ich kann mir vorstellen, dass manche im ersten Schritt auf die Hälfte der bisher betriebene­n Lifte zurückgehe­n und wenn es nicht geht, über ein Zusperren nachdenken.“Egger befürchtet viele Kündigunge­n in der Branche.

Die wirtschaft­lichen Folgen des Coronawint­ers seien katastroph­al, sagt Veronika Scheffer. Sie benötige Kreditstun­dungen der Bank, um bis in den nächsten Winter zu kommen. „Es wird einige gute Saisonen brauchen, damit wir uns wieder erholen.“Siegfried Rasser hofft auf ein Anpassen der finanzrech­tlichen Rahmenbedi­ngungen. „Man muss das jetzt als Elementare­reignis sehen und Stundungen zulassen. Wenn streng nach den geltenden EU-Vorschrift­en bewertet wird, dann droht vielen Bergbahnen die Insolvenz.“

Auf Staatshilf­e dürften die Seilbahner bauen, letztlich sei das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Erich Egger. Neben der Möglichkei­t für Kurzarbeit

„Wirtschaft­lich werden wir uns erst in Jahren erholt haben.“

„Wir sperren am 7. Jänner die ersten Lifte am Schattberg auf.“

und Fixkostenz­uschüssen habe es einen Lockdown-Umsatzersa­tz in Höhe von 800.000 Euro gegeben. Hinzu komme ein mit drei Millionen Euro gedeckelte­r Umsatzersa­tz für den restlichen Winter, sagt Egger. „Der wird aber mit den 800.000 gegengerec­hnet. Wenn man die Großen fragt wie das Kitzsteinh­orn, dann sagen die, dass das schon im November erledigt war.“

Bei der Schmittenh­öhebahn in Zell am See lag der Umsatzrück­gang seit der Öffnung bei 80 Prozent, wie Geschäftsf­ührer Erich Egger sagt. Dem Betrieb mit über 40 Millionen Euro Jahresumsa­tz

(Geschäftsj­ahr 2017/18) drohen hohe Verluste. Selbiges gilt für die anderen großen Seilbahnbe­triebe des Landes.

Am umsatzstär­ksten ist im Bundesland Snow Space Salzburg (St. Johann, Flachau, Wagrain) mit rund 65 Millionen Euro Umsatz (2017/18). Der dortige Vorstandsv­orsitzende Wolfgang Hettegger geht von einer blutigen Bilanz aus. Ein Verlust in Millionenh­öhe sei unvermeidl­ich. Die drei Skigebiete würden aber jedenfalls offen bleiben. „Je nach Aufkommen behalten wir uns die Möglichkei­t vor, einzelne Lift-Linien zuzusperre­n. Das betrifft aber nicht die Pisten, da erhalten wir das Angebot aufrecht.“

Der Besuch im Skigebiet richte sich derzeit stark nach dem Wetter. „Gestern hatten wir 9000 Skifahrer, heute waren es nur 4000“, sagte Hettegger am Mittwoch. Zum Vergleich: An Toptagen ziehen über 30.000 Menschen ihre Schwünge über die Snow-SpacePiste­n. Im Pongau hofft man noch auf ein Aufgehen der Hotellerie ab Ende Jänner.

In Saalbach-Hinterglem­m standen die Lifte bisher still. Das ändert sich am Donnerstag, dann gehen am Schattberg die ersten Seilbahnen in Betrieb. „Ein erster Schritt in Richtung Vollbetrie­b“, sagt Geschäftsf­ührerin Isabella Dschulnigg-Geissler. Bis zu den Semesterfe­rien im Februar sei geplant, schrittwei­se mehr Lifte zu öffnen. Sofern bis dahin Urlauber kommen könnten.

Proteste seien zum Teil von Einheimisc­hen, mehr noch von Zweitwohnu­ngsbesitze­rn gekommen. „Es gab aber auch viel Verständni­s für unsere Situation. Wir wollten ein Zeichen setzen.“Die angekündig­te Verfassung­sklage mussten die Glemmtaler nicht einbringen. „Ein Kollege aus Tauplitz in der Steiermark ist uns zuvorgekom­men“, sagt Dschulnigg-Geissler. Aus ihrer Sicht ist die Ungleichbe­handlung von Seilbahnen im Vergleich zu anderen öffentlich­en Verkehrsmi­tteln in Sachen FFP-2-Maske klar verfassung­swidrig.

Neu angeschaff­t wurde ein Tool für das Haftungsma­nagement. „Damit können wir jede Maßnahme zur Einhaltung der Hygienevor­schriften genau nachweisen.“

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Für die Seilbahner ist die bisherige Saison ein Verlustges­chäft.
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Veronika Scheffer, BB Zauchensee
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Isabella Dschulnigg, BB Saalbach
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BILD: SN/ROBERT RATZER

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