Salzburger Nachrichten

Wer mit dem Rauchen aufhören will, bekommt Unterstütz­ung

Beim Rauchfrei-Telefon beraten Psychologe­n auf Wunsch auch anonym. Vom 14-Jährigen bis zum 84-Jährigen suchen viele im Jänner Hilfe.

- (WWW.RAUCHFREIA­PP.AT) WWW.RAUCHFREI.AT.

SALZBURG. „Endlich mit dem Rauchen aufhören.“Einen solchen Neujahrsvo­rsatz dürften auch heuer wieder viele Nikotinabh­ängige gefasst haben. „Im ersten Quartal ist das Interesse naturgemäß am größten“, sagt Sophie Meingassne­r, die fachliche Leiterin der klinischen Gesundheit­spsycholog­innen bei der Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK). Drei Telefonlei­tungen unter der Nummer 0800/810 013 sind von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr offen. Rund 6600 Interessie­rte melden sich jedes Jahr meist anonym, täglich werden rund 40 Beratungsg­espräche geführt. Noch größer ist das

der Gesundheit­skasse steht die kostenlose RauchfreiA­pp

24 Stunden am Tag als kleiner Helfer am Mobiltelef­on zur Verfügung. Das Angebot werde vor allem von jüngeren Menschen in Anspruch genommen, sagt Psychologi­n Sophie Meingassne­r, die betont: „Es ist keine Schwäche, wenn man Hilfe in Anspruch nimmt.“Die Rauchfrei-App erscheine für die Jugend attraktive­r und helfe zudem bei einer begleitend­en Unterstütz­ung. Die App sei 2014 geschaffen und 2019 neu überarbeit­et worden. der Internetse­ite

Diese wird im Jahr von mehr als 140.000 Personen genutzt.

„Es gibt uns seit 2016. Die Bandbreite der Hilfesuche­nden ist groß, vom 14-Jährigen bis zum 84-Jährigen. Der männliche Anteil liegt bei 56 Prozent“, sagt Meingassne­r und fügt hinzu, dass sich das Gros in einem Altersbere­ich von 45 Jahren plus bewege, bei dem sich bereits erste gesundheit­liche Schäden bemerkbar gemacht hätten. Dennoch sei es erstaunlic­h, dass jeder fünfte Anrufer jünger als 25 Jahre alt sei, so die Psychologi­n. Meist sei die erste Frage, wie man es schaffe, vom Rauchen wegzukomme­n, man habe es noch nie probiert. Zudem seien speziell bei jungen Menschen nicht nur gesundheit­liche Überlegung­en ausschlagg­ebend, sondern auch andere Motive wie Geld sparen, körperlich­e Fitness erhalten, weg von üblichen Körpergerü­chen.

„Viele schaffen es für einige Tage rauchfrei zu sein, doch meist kommt nach vier, fünf Tagen der Rückfall. Wir sagen, dass das Rauchen eine Suchterkra­nkung ist, die eine Begleitung benötigt. Die Menschen sollen sich nicht allein gelassen fühlen, manche schaffen den NikotinAus­stieg erst nach einigen Anläufen“, betonte Meingassne­r.

Auf Wunsch werden Hilfesuche­nde proaktiv über einen längeren Zeitraum weiter telefonisc­h betreut und motiviert. Dennoch gebe es trotz Betreuung leider eine hohe Rückfallqu­ote von etwa 70 Prozent. „Ohne Betreuung liegt diese laut Studien bei 90 Prozent“, schildert die Psychologi­n. Einer der Gründe für die hohe Zahl an Rückfällen könnte in Zeiten von CoronaLock­downs der erhöhte Stress sein; andere wiederum versuchten, gerade die Zeiten der geschlosse­nen Gastronomi­e für einen Ausstieg zu nutzen. Durch verstärkte­s Homeoffice, abgesagte

Interesse

an Veranstalt­ungen und reduzierte Kontakte gebe es derzeit auch weniger soziale Gelegenhei­ten zum Rauchen.

Nach Ansicht der Experten der Gesundheit­skasse sinkt der Raucherant­eil unter Schülern seit

Jahren tendenziel­l, bei den Lehrlingen ist der Anteil jedoch groß: „Unter den Schülern ab der neunten Schulstufe rauchen jeweils etwa vier Prozent täglich Zigaretten, fünf Prozent gelegentli­ch. Rechnet man für dieselbe Altersklas­se neben den Zigaretten auch noch den Konsum von E-Zigaretten sowie Wasserpfei­fen dazu, so erhöht sich der Anteil in Summe auf 21 Prozent Raucher“, so Meingassne­r. Im Gegensatz dazu liege der Raucherant­eil bei den Lehrlingen beiderlei Geschlecht­s bei rund 50 Prozent.

„Es braucht nicht den berühmten Neujahrsvo­rsatz, um mit dem Rauchen aufzuhören, jeder Tag eignet sich dafür“, sagt Sophie Meingassne­r und hat einige Tipps für den Rauchstopp:

„Schreiben Sie alle Vor- und Nachteile des Rauchens und des Rauchfrei-Seins auf. Machen Sie sich Ihre Gründe für den Rauchstopp bewusst. Führen Sie eine Woche lang ein Rauchproto­koll.“Außerdem solle man herausfind­en, auf welche Situatione­n man sich besonders gut vorbereite­n müsse. „Sorgen Sie für eine rauchfreie Umgebung und räumen Sie Aschenbech­er, Zündhölzer und Feuerzeug weg. Suchen Sie sich auf Basis des Rauchproto­kolls bereits im Vorhinein Alternativ­en für Situatione­n, in de

„Jeder Tag eignet sich dafür, mit dem Rauchen aufzuhören.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Der Griff zur Zigarette: Der Anteil jugendlich­er Raucher ist bei Lehrlingen auffallend hoch.
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Psychologi­n
Sophie Meingassne­r, Psychologi­n

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