Salzburger Nachrichten

Fokus 2021: Mehr Gerechtigk­eit

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„Die Gerechtigk­eit hat im abgelaufen­en Jahr massiv gelitten, höchste Zeit, sie aus der Quarantäne zu holen.“

Corona hat nicht nur Wirtschaft und Arbeitsmar­kt schwer gebeutelt. Bestehende Baustellen etwa bei Wohnen und Pflege, Verteilung­sfragen oder im Bildungsbe­reich haben sich dramatisch verschärft. „2021 muss deshalb ein Jahr der innovative­n Ideen und mutigen Entscheidu­ngen für mehr Gerechtigk­eit werden“, appelliert AK-Präsident und ÖGB-Landesvors­itzender Peter Eder an die Politik, „nur gemeinsam und ohne parteipoli­tische Scheuklapp­en kann diese Krise bewältigt werden.“

Das neue Jahr wird ganz im Zeichen der Bewältigun­g der Coronakris­e stehen. Die Hoffnungen liegen dabei auf einer guten Impfstrate­gie, die alle wichtigen Akteure und Gruppen miteinbezi­eht und Aufklärung­sarbeit leistet. „Unser aller Ziel muss es sein, dass dieses Coronagesp­enst bald der Geschichte angehört. Dazu müssen wir alle an einem Strang ziehen“, so AK-Präsident Peter Eder.

Die wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Folgen der Krise werden noch länger spürbar sein.

Einkommens­einbußen durch Arbeitslos­igkeit oder Kurzarbeit betreffen nach wie vor allein in Salzburg Zehntausen­de Haushalte und Familien. „Die Bundesregi­erung muss der Hilfe für die Schwächste­n mehr Priorität einräumen“, fordert Eder. „Eine Anhebung der Nettoersat­zrate beim Arbeitslos­engeld auf 70 Prozent würde nicht nur die steigende Armutsgefä­hrdung zurückdrän­gen, sondern auch den privaten Konsum ankurbeln. Das nützt auch der Wirtschaft.“

Visionen fürs Wohnen

Um sich von leistbarem Wohnen nicht endgültig zu verabschie­den, braucht es im neuen Jahr mutige Fortschrit­te, keine Rückschrit­te wie zuletzt. „Das ohnehin wenig ambitionie­rte Ziel von 900 neuen Wohnungen jährlich auf knapp 700 nach unten zu revidieren ist keine Vision, sondern Resignatio­n der Landespoli­tik“, so Eder. 1000 geförderte Mietwohnun­gen müssen her, um den Markt mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen.

Stattdesse­n werden nicht alle Wohnbauför­dermittel dazu verwendet, den hohen Wohnpreise­n den Kampf anzusagen. AK-Experten rechnen damit, dass 2021 rund 50 Millionen Euro dieser Gelder statt für Wohnen im allgemeine­n Salzburger Landesbudg­et verwendet werden.

Kindern mehr

Chancen geben

Corona hat die Bildungsun­terschiede verschärft, das zeigte eine kürzliche AK-Befragung. Speziell bei Kindern von Eltern mit lediglich Pflichtsch­ulabschlus­s haben 22 Prozent Probleme, dem Lernstoff zu folgen, bei armutsgefä­hrdeten Eltern sind es 20 Prozent. „Die Devise für 2021: Lernrückst­ände rasch aufholen! Es braucht mehr Personal für Förderunte­rricht und um Betreuungs­schlüssel zu senken“, sagt Eder. Und: Die Arbeiterka­mmer erneuert auch 2021 ihre Forderung

nach einem Chancenind­ex für mehr Chancenger­echtigkeit bei der Schulfinan­zierung. Damit würden zielgerich­tet einkommens­schwache Eltern entlastet.

Pflegepers­onal zurückhole­n

Der langjährig­e Mangel an Pflegekräf­ten rächt sich nun. Gleichzeit­ig gibt es in Salzburg rund 600 ausgebilde­te Pflegefach­kräfte, die derzeit nicht in der Pflege arbeiten. „Diese Beschäftig­ten braucht unser Gesundheit­ssystem dringender denn je“, erklärt Eder, „die Salzburger Landesregi­erung muss 2021 Schritte setzen, um diese Pflegekräf­te wieder zurück in ihre Berufe zu bringen.“

Der Weg dorthin führt über ein gutes Einkommen und bessere Arbeitsbed­ingungen wie eine verlässlic­he Dienstplan­ung, altersgere­chtes Arbeiten oder eine Reduktion der Arbeitszei­t.

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Neben leistbarem Wohnen und Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit braucht es im neuen Jahr Rezepte, um die Lernrückst­ände aus den Lockdowns aufzuholen.
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Peter Eder, AK-Präsident

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