Als die Dampflok durch Salzburg schnaubte
Es könnte doch noch etwas werden mit der seit Jahrzehnten diskutierten Regionalstadtbahn: Die bestehende Salzburger Lokalbahn würde unterirdisch vom Hauptbahnhof zum Mirabellplatz verlängert, so der Plan. In einem zweiten Schritt könnte die Linie oberirdisch bis Hallein verlängert werden.
Wobei der Blick in die Geschichte zeigt: War alles schon einmal in ähnlicher Form da. 1886 nahm in der Landeshauptstadt die Dampf-Tramway den Betrieb auf. Diese verkehrte vom Lokalbahnhof über die Karolinenbrücke durch das Nonntal bis St. Leonhard – später erfolgte eine Anbindung bis zum Königssee. Zudem folgten in späteren Jahren Verbindungen nach Salzburg-Parsch und Lamprechtshausen. Das neue Verkehrsmittel war eine Sensation. Schon bei der Probefahrt im Juli hatte die lokale Presse gejubelt. „Als ganz vorzüglich wurde die Bremsvorrichtung an der Maschine anerkannt“, schrieb das „Salzburger Volksblatt“– nachdem es zuvor Bedenken wegen der „Verkehrssicherheit“gegeben hatte. Die Lokalbahn wurde zum wichtigen Verkehrsmittel – gerade auch für den Gütertransport. Allerdings klagten die Fiaker in den Folgejahren über die Konkurrenz durch die Schiene und den Geschäftsrückgang. Mitunter gab es auch Kritik an den „luft-verpestenden“Dampfloks, wo doch in anderen Städten um diese Zeit bereits elektrische Bahnen in Betrieb genommen wurden.
In Salzburg wurde 1907 mit der Elektrifizierung begonnen – aus der Dampf-Tramway wurde die „Rote Elektrische“, die bis 1953 in Betrieb war. In diesem Jahr wurde die Südstrecke eingestellt. Warum? Weil die Politik dem Auto den Vorrang gab – was sich als ebensolche Fehlentscheidung erweisen sollte wie die 1957 erfolgte Einstellung der Ischlerbahn.
Fotografisch festgehalten hat das städtische Leben in den Anfangsjahren der Dampf-Tramway der Kaufmann Carl von Frey (1826–1896). Das Salzburger Stadtarchiv hat soeben eine Neuausgabe seiner Fotosammlung herausgebracht, die einen sehr guten Eindruck vom Alltagsleben im ausgehenden 19. Jahrhundert vermittelt.
THOMAS.HOEDLMOSER@SN.AT