Vor 90 Jahren brannte die Burg Werfen
Der 8. Jänner 1931 brachte eine Schreckensnacht für Hohenwerfen. Ein Feuer zerstörte große Teile der Burg. „Unsere Festung brennt“, hieß es.
Die unzertrennlichen Freunde Hans Dorfer, Baumeister Englmayer und Rupert Pondorfer, selbst Feuerwehrmann, bemerkten es als Erste und schrien es gellend in die Nacht hinaus: „Unsere Festung brennt!“
Das war vor 90 Jahren, am 8. Jänner 1931 um 19.45 Uhr. Es war ein klarer, eisig-kalter Wintertag, schreibt Chronist Fritz Hörmann: Stichflammen loderten aus einem Fenster von Hohenwerfen. Nach nur wenigen Minuten begann die örtliche Feuerwehr unter Brandmeister Josef Kaltenegger, eine Steigleitung von der Salzach hinauf zur Burg zu legen. Gleichzeitig wurde die Landesfeuerwehrzentrale in Salzburg alarmiert. Feuerwehren aus
Pfarrwerfen, Imlau, Bischofshofen, St. Johann, Mühlbach, Mitterberghütten, Schwarzach und Golling, später auch aus Salzburg, Aigen, Itzling, Hallein, Hüttau, Radstadt, Bad Gastein, Saalfelden und Zell am See machten sich auf den beschwerlichen Weg nach
Werfen, um zu helfen.
Vor Ort leisteten die inzwischen bereits im Einsatz stehenden Männer einen beinahe aussichtslosen Kampf. Die große Zisterne im Burghof, die extra für die Brandbekämpfung errichtet worden war, stand leer. Nur wenige Tage zuvor war sie ausgepumpt worden, weil man Schaden durch Frost befürchtete. Das Feuer hatte sich inzwischen auf zwei Stockwerke ausgedehnt, und auch der Dachstuhl des Haupttrakts brannte lichterloh. Immer mehr Feuerwehrleute trafen in Werfen ein, legten Leitungen vom Fluss zur Festung und stellten sich der Glut entgegen. Sie mussten dabei nicht nur die Feuersbrunst bekämpfen, sondern auch die Härte der Natur: Der nur eineinhalb Meter breite und steile Karrenweg zur Burg war völlig vereist. Der damalige Landesfeuerwehrkommandant Oswald Prack schreibt in seinem Protokoll: „Gegen 1 Uhr nachts sprang das Feuer auf den 24 Meter hohen Glockenturm der Kirche über, der wie ein Schlot brummte und vollkommen ausbrannte. Diesem Feuer konnte mit keinen Maßnahmen mehr entgegengetreten werden.“Kurz darauf hatte sich die Glut auch bis zur Kirche durchgefressen, eine Empore war ein Meer von Flammen. Unter Einsatz aller Kräfte konnte dieser Kirchenbrand aber gelöscht werden. Die Einsatzkräfte mussten dabei an der Hauptstiege vorbei, die vollkommen in Flammen stand. Oswald Prack: „Die hundertjährigen alten Eichenbohlen brannten wie Zunder. Nie werde ich diesen Anblick der brennenden Stiege vergessen!“
Längst hatten Feuerwehrmänner begonnen, Inventar auszuräumen und wertvolle Kunstschätze zu retten. Möbel, Bilder, Geschirr, Teppiche, Luster, Notenmaterial von Künstlern, Bücher aus der Bibliothek wurden von der Burg gebracht, dazu aus dem Archiv wertvolle Gold-, Silberund Zinnsammlungen sowie edles Porzellan. „Unversehrt blieben die im selben Raum befindlichen Folterwerkzeuge“ist im Einsatzbericht des Gendarmeriepostens Werfen zu lesen.
Um 2 Uhr nachts schien es, als wäre die Macht des Feuers gebrochen. Die Einsatzleitung begann, die völlig erschöpften Mannschaften auszutauschen, da brach das Feuer erneut im Seitentrakt der Festung aus und durchschlug in kürzester Zeit drei
„Die hundertjährigen alten Eichenbohlen brannten wie Zunder.“Oswald Prack, damals Landesfeuerwehrkommandant
Stockwerke. Plötzlich durchdrang ein mystisches Geläut die eisige Nacht: Die 7000 Kilogramm schwere Glocke, die im Hauptgebäude untergebracht war, begann zu läuten. Landesfeuerwehrkommandant Oswald Prack: „Da öffneten sich unten die letzten Fenster der Werfner Bürger, die gebannt zum schaurigen Schauspiel nach oben blickten.“ Um die Burg überhaupt noch zu retten, begannen die Feuerwehrmänner mit einer wahren Heldenleistung: Sie stellten Türen und Fenster des brennenden Hauptgebäudes zu den Nebentrakten mit Ziegeln zu und verhinderten so ein Übergreifen auch auf den Rest der Festung. Um 7 Uhr früh trafen noch Pioniere der Armee ein. Um 9 Uhr vormittags konnte eine Lokalisierung des Brandes gemeldet werden. Acht Tage und acht Nächte lang standen Feuerwehrmänner noch Brandwache.
Die Schäden waren verheerend. Der Besitzer der Burg, Erzherzog Eugen, verkaufte große Teile seines Vermögens, um Hohenwerfen wieder aufbauen zu können.