Die vergessenen Hausärzte
Seit fast einem Jahr versuche ich als Hausärztin die Primärversorgung auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie trotz widriger Umstände aufrechtzuerhalten. Wir machen seit Beginn der Pandemie Abstriche bei Verdachtsfällen, betreuen Corona-positive Fälle, anfangs im Freien, dann in einem – mit Hilfe der Gemeinde – extra aufgestellten Infektcontainer. Mein Ziel war es immer, meinen Patienten/-innen eine bestmögliche, wohnortnahe medizinische Versorgung zu bieten, denn neben Covid-19 gibt es alle anderen Krankheiten auch noch! Wir haben bereits FFP2Masken (aus einer privaten Spende) getragen, als noch niemand davon gesprochen hat. Wir waren kein einziges Mal in Quarantäne und wir waren auch bisher zum Glück auch nie krank!
In meiner Naivität war ich der Meinung, dass wir aufgrund unseres Versorgungsauftrags und unserer dauernden hohen Exposition bei den Ersten sein würden, die eine Impfung bekommen sollten. Und das lese ich auch in den Empfehlungen unseres nationalen Impfgremiums (https://www.sozialministerium.at/Corona-Schutzimpfung/Corona-Schutzimpfung--Fachinformationen.html), wo „testendem Personal“höchste Priorität eingeräumt wird. Doch weit gefehlt: Nur wenn man in Wien arbeitet (vergangenes Wochenende wurden dort 12.000 Personen aus dem niedergelassenen Gesundheitsbereich geimpft) oder sich irgendwie im Altersheim „dazuschummelt“(siehe SN-Bericht vom
20. 1. 21), bekommt man derzeit eine Covid-Impfung.
Für alle anderen niedergelassenen Ärzte und ihr Personal in Salzburg heißt es, bitte warten! Nächste Woche dürfen wir uns dann anmelden und vielleicht werden wir Ende Februar dann geimpft. Oder auch nicht! Bis dahin sollen wir trotzdem weitermachen wie bisher und wir werden es auch tun, weil uns die Versorgung unser Patienten/-innen einfach wichtig ist. Aber ich persönlich bin tief enttäuscht, wie wenig unsere Arbeit wertgeschätzt wird und wie diejenigen, die auf die Verbindlichkeit von Regeln vertrauen, letztlich das Nachsehen haben.
Dr. Birgitt Keuschnigg-Strassl
Hausärztin in Koppl